
Seit einigen Jahren gestalten regelmäßig Teilnehmer der internationalen Jugendcamps den entstehenden Gedenkort für das Außenlager Malchow mit. Der aktuelle Durchgang, zehn Jugendliche aus verschiedenen Ländern, hat nach einer Woche Aufenthalt in der Inselstadt bereits fleißig gearbeitet: Fundamente freigelegt und einen Teil des Zauns aufgestellt. Bei einer Veranstaltung im Kino Malchow am 11. September vermittelte ihnen ein Film tiefere Einblicke in den Hintergrund dessen, was sie in Malchow tun: Das Werk „Und da kamst du dorthin an einem schönen Sommertag – Die Frauen von Ravensbrück“ ließ knapp 50 Frauen sprechen, die das Lager in der Nähe von Fürstenberg an der Havel überlebt hatten, zu dem Malchow als Außenlager gehörte. Die 1955 geborene Filmemacherin Loretta Walz hatte dafür mehr als zwanzig Jahre lang in einer zweistelligen Zahl von Ländern rund 200 Interviews geführt. Die Frauen aus Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Polen, Holland, Russland, der Ukraine oder Weißrussland berichteten darin über den Alltag und den täglichen Überlebenskampf im Lager: von der Ankunft, der Arbeit, Krankheiten, Folter und Tod, Geburten im Lager und medizinischen Experimenten, der Grausamkeit des Wachpersonals, aber auch von der Solidarität der Frauen untereinander. Die ehemaligen Insassinnen sprachen meist in ihren jeweiligen Sprachen. Zum Verständnis für ein internationales Publikum – so es dieser Sprache mächtig ist – fügte man Untertitel auf Englisch hinzu. Loretta Walz stellte ihren neunzigminütigen Streifen 2005 fertig und gewann 2006 dafür den Adolf-Grimme-Preis.
Am Abend des 11. September war der Film eingebettet in einen Themenabend für die Teilnehmer des Camps, die unter anderem aus Japan, Somalia, Mexiko, Spanien und der Türkei stammen. Die Stadt Malchow hatte ihn organisiert und bei freiem Eintritt auch für die Malchower geöffnet, wovon einige Gebrauch gemacht hatten. Moderatorin Constanze Jaiser von der RAA – Demokratie und Bildung Mecklenburg-Vorpommern e. V. und Expertin Sigrid Jacobeit führten in den Film ein und leiteten die folgende Fragerunde. Professor Jacobeit war von 1992 bis 2005 die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück. Constanze Jaiser übersetzte ihre Antworten für die internationalen Gäste ins Englische. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen fragten unter anderem, an wem genau man medizinische Versuche unternahm, ob die Wärterinnen tatsächlich Hunde gegen die Gefangenen einsetzten und ob die eindrücklichen Zeichnungen einer französischen Insassin während des Aufenthaltes selbst oder danach entstanden waren. Am Ende bat die Moderatorin die Gäste zu schildern, wie sie sich nach dem Film fühlten. „Erschüttert!“ kam von einigen. „Ich finde es bewundernswert, dass die Frauen nach allem, was sie im Lager erlebt hatten, weiterleben konnten“, konkretisierte eine der Teilnehmerinnen.
Um die Arbeit an dem Gedenkort und mit den internationalen Jugendcamps weiter zu verbessern und voranzubringen, möchte die Stadt Malchow einen Runden Tisch zu den beiden Themen etablieren, der sich regelmäßig trifft. Ihm sollen oder können neben Vertretern der Stadt unter anderem auch solche des RAA, des Denkmalschutzes, des Arbeitskreises Stadtgeschichte Malchow und der Fleesenseeschule angehören.