Kriegsende und Täterschaft in der Region Wismar
Veranstaltung zum 80. Jahrestag des Kriegsendes

Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Die Kirchengemeinde Heiligen Geist-St. Nikolai Wismar und der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Mecklenburg laden am Freitag, 9. Mai 2025, um 19.30 Uhr unter dem Thema „Kriegsende und Täterschaft in der Region Wismar. Jugendliche, Zeitzeugen und Historiker berichten“ zu Vortrag und Diskussion in die Turmkirche St. Nikolai ein.
„Mit einem Vortrag des Historikers Christoph Wunnicke, der auch die Moderation der Veranstaltung übernimmt, und anschließender Diskussion wollen wir uns gemeinsam dem weitgehend unbekannten Kriegsende in der Region vor 80 Jahren zuwenden. Zudem hören wir etwas von Gedenkstättenfahrten an Orte der Shoa in Polen, die Jugendliche aus Wismar und Umgebung unternehmen“, sagt Pastorin Antje Exner.
Britische Truppen marschierten in die Hansestadt ein
Das Jahr 1945 bedeutete auch für Wismar eine Zeit des Umbruchs und tiefgreifender Veränderungen. Die letzten Kriegstage, das Ende der Kampfhandlungen und der Einmarsch britischer Truppen der 2. Armee unter Field Marshal Bernard Montgomery am 2. Mai 1945 markierten das Ende einer Epoche und den schwierigen Neuanfang unter der folgenden sowjetischen Besatzung.
Es wird vor allem um die letzten Kriegstage und die unmittelbare Nachkriegszeit in der Region gehen: Wismar war insbesondere durch die Norddeutschen Dornier-Werke ein bedeutender Standort der deutschen Rüstungsindustrie, in denen bis März 1945 neben Facharbeitern auch Zwangsarbeiter Focke-Wulf Fw 190-Jagdflugzeuge produzierten. „Verheerend war der nächtliche Bombenangriff am 14./15. April 1945, bei dem Lufttorpedos große Teile des Marienviertels zerstörten“, blickt der Historiker Christoph Wunnicke zurück.
Jugendliche berichten von Fahrten zu Gedenkstätten der Shoa
Seit fünf Jahren gibt es sie: Gedenkstättenfahrten von Jugendlichen aus der Propstei Wismar an Orte der Shoa in Polen. Acht bis siebzehn Jugendliche machen sich jeweils in den Herbstferien für eine Woche auf und besuchen Museen, Gedenkstätten, Friedhöfe und Synagogen. „Wir starten immer in Chelmno/Kulmhof, Ort eines ehemaligen Vernichtungslagers zwischen Posen und Lodz. Ein Ort, an dem die SS mit Abgasen das massenhafte Töten ,erfolgreich‘ getestet hat“, so Dieter Rusche. Im Gespräch mit dem Jugendreferenten werden Jugendliche von dieser Arbeit berichten, Fotos zeigen und Erfahrungen Austauschen und in das Gespräch kommen. Vielleicht zu der Frage: „Wie sicher ist das `Nie Wieder!`?“
Publikum soll eigene Erinnerungen teilen
Weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung soll die offene Diskussion mit dem Publikum sein. Pastorin Exner sagt: „Wir möchten unsere Gäste ermutigen, ihre Erinnerungen oder die Geschichten ihrer Familie zu teilen – sei es über die letzten Kriegstage, die Begegnungen mit der Roten Armee, die ersten Monate nach dem Krieg oder das Schicksal der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge in unserer Region. Lassen Sie uns gemeinsam ein Stück Geschichte lebendig halten. Wir freuen uns auf rege Teilnahme! Der Eintritt frei. Spenden helfen bei der Sanierung unserer Kirche.“
Sechste und letzte Veranstaltung in der Region zwischen Wismar und Parchim
Der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Mecklenburg hatte gemeinsam mit sechs Kirchengemeinden seit Anfang April zu einer ganzen Veranstaltungsreihe zwischen Wismar und Parchim eingeladen. In die Region also, wo im April und Mai des Jahres 1945 Militärverbände unterschiedlichster Nationen, Heimatvertriebene, Zwangsarbeiter und Todesmärsche von KZ-Insassen aufeinander- und auf Einheimische trafen.