„KulturTauschZug“ mit Halt in Karow
Projekt „KulturTauschBahnhöfe“ schickt Zug auf Reisen
Am 06. September 2024 rollte der „KulturTauschZug“. Von 16 bis 23 Uhr war einer der älteren weinroten Triebwagen, wie sie bis vor einigen Jahren zum Beispiel auf der Strecke Malchow-Waren verkehrten, zwischen Pritzwalk und Krakow am See, zwischen Karow und Parchim. Den Triebwagen für den „KulturTauschZug“ hatte die HANS, die Hanseatische Eisenbahn GmbH, für diesen Tag zur Verfügung gestellt. Die Stadt Goldberg und Umgebung wurde durch einen Bus in das Projekt angebunden. Der „KulturTauschZug“ symbolisierte das Projekt „KulturTauschBahnhöfe“, in dessen Zentrum die Region um Lübz, Plau am See und Goldberg steht. „Der lange, durch drei Bahnlinien zusammengehaltene Landstrich und seine Menschen haben kulturell viel zu bieten“, heißt es auf dem Werbeflyer. Das Projekt läuft über den Verein „Neuland gewinnen“ e. V. und im Rahmen des bundesweiten Förderprogramms „AllerLand – zusammen gestalten. Strukturen stärken.“ Neben den Städten und Ämtern in der genannten Region engagieren sich dort verschiedene Ehrenämtler und auch die Südbahn-Initiative. Als der Zug am 06. September 2024 durch die Region rotierte, war Petrus mit dem Vorhaben im Bunde und schickte strahlendes Spätsommerwetter. Das war sehr günstig, denn die Angebote des Tages fanden nicht nur im „KulturTauschZug“ selbst statt, mit dem man kostenfrei fahren konnte – was auch zahlreiche Menschen taten.
Im Triebwagen spielte Musik, es fanden Lesungen statt, man konnte man Aquarelle anschauen, sich an Spielen beteiligen oder einfach miteinander ins Gespräch kommen. Mehrere der Bahnhöfe und auch das Museum Goldberg hatten ein Rahmenprogramm teils unter freiem Himmel auf die Beine gestellt, das ebenfalls dem Austausch diente – mit Musik, Ausstellungen, Vorträgen, Kunst und Kulinarischem. „In der Region ist doch so viel Kultur vorhanden“, sagte beispielsweise Sven Hoffmeister, der Bürgermeister der Stadt Plau am See, bei seiner Begrüßungsrede am Bahnhof Karow kurz nach 17 Uhr. Für den künstlerischen Rahmen sorgten hier unter anderem Gerhard Köhler mit seinem Akkordeon und Beatrice Seemann mit ihren Aquarellen. Um Speis und Trank kümmerte sich an diesem Ort der Heimatverein Karow e. V. Neben Hoffmeister würdigten auch andere lokale und überregionale Politiker das Projekt und luden die Leute vor Ort dazu ein, ihre Ideen für die Belebung der Region und gutes Miteinander zu teilen. Rein praktisch war das möglich, indem sie Angebote oder Anregungen auf kleine Papptafeln schreiben und diese an einer Pinnwand aufhängen konnten. Eins der Ziele des Projekts ist auch, „dazu beizutragen, dass eines Tages die Bahn wieder fährt.“ Dafür kämpft die Südbahn-Initiative schon seit Jahren.
Die beiden anwesenden Vertreter haben dabei trotz aller Widrigkeiten den Optimismus behalten: „Glauben Sie an die Kraft der lokalen Ebene!“ appellierten sie an die Politiker. Um die Bahnlinie reaktivieren zu helfen, hat die Initiative das Projekt „Karower Kreuz 365+“ entwickelt, bei dem der Bahnhof Karow als Knotenpunkt für regionale Strecken dienen soll, die wiederum intelligent an überregionale Strecken angebunden sind. „Wenn wir neue Leute auf die Bahn bringen wollen, müssen wir einen Takt schaffen, der nicht nur im Saisonverkehr funktioniert, sondern an allen Tagen im Jahr – daher der Name für das Projekt.“ Die Initiatoren wollen damit auch das Potential nutzen, das in den „Resten der ländlichen Bahnen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg“ liegt und die Eisenbahn zurück ins Leben der Leute holen. Derzeit wird untersucht, wie das Konzept umsetzbar wäre. Das Projekt „KulturTauschBahnhöfe“ könnte dafür ein „starker Partner sein“, wie es die beiden Vertreter der Initiative formulierten.