
Die gebürtige Tschechin Dominika Cittová leitet seit fast zwei Jahren das Kunstmuseum im Kloster Malchow, das wie die anderen Museen der Inselstadt zum Kultur- und Sportring e. V. (KSR) gehört. Bei ihrer abwechslungsreichen Arbeit setzt sie die Werke der vier Malchower Künstler ins rechte Licht, die derzeit in den Ausstellungsräumen zu sehen sind. „In den Depots wartet jedoch noch viel mehr Material, das erschlossen werden muss. Das wird mich noch eine Weile beschäftigen“, sagt die 34-jährige, die vor allem zu Maler und Grafiker Sieghard Dittner forscht.
Die Malchower Künstler, deren Werke im Kunstmuseum Kloster Malchow ausgestellt sind, bilden ein Quartett: Rudolf Gahlbeck, Sieghard Dittner, Friedrich-Franz Pingel und Peter Hesse. Alle haben eine Verbindung zur Inselstadt: sind hier geboren oder später zugezogen. Rudolf Gahlbeck ist wahrscheinlich der Bekannteste unter ihnen. Auch Dominika Cittová faszinieren seine Bilder, unter anderem die wie fotografiert wirkenden Porträts seiner Familienmitglieder und seiner selbst aus den 20-er Jahren. „Doch ich habe mich entschlossen, dass ich zu Sieghard Dittner forschen möchte, weil ich ihn als Person interessant finde und es zu ihm noch so viel Material gibt, das im Archiv schlummert.“ Dittner wurde 1924 in Schneidemühl geboren, das heute in Polen liegt, und starb 2002 in Malchow. Er schuf Gemälde und Grafiken unterschiedlicher Stilrichtungen, vor allem impressionistische und abstrakte. Auch Keramiken fertigte er, teils gemeinsam mit seiner Frau. „Er scheint ein künstlerisch experimentierfreudiger und dem Modernen aufgeschlossener Mensch gewesen zu sein: Denn bereits in den 90-er Jahren stellte er mit dem Computer digitale Grafiken her und nutzte dafür Powerpoint“, erzählt Dominika Cittová. Neben seinen Werken hinterließ Sieghard Dittner eine Bibliothek mit vielen künstlerischen Fachbüchern und zahlreiche Unterlagen, die Auskunft über sein Leben geben. „Wir wissen zum Beispiel aus seinem Briefwechsel mit seiner Schwester, dass sie, die in der BRD wohnte, ihm oft Farben für seine Gemälde schickte, weil er die in der DDR erhältlichen nicht vertrug und davon krank wurde. Aber es wurde noch nicht klar, warum die Schwester die DDR verließ – und ihr Bruder nicht. Ein Grund für sein Hierbleiben könnte sein, dass er sich nicht von der Mecklenburger Landschaft trennen wollte, die er so liebte.“ Dominika Cittová hofft, dass sie durch geduldiges Auswerten der Briefe und anderer Dokumente die „weißen Flecken“ in Dittners Biografie nach und nach mit Fakten füllen kann und am Ende ein stimmiges Bild des Künstlers erhält. „Das wird mich aber noch eine Weile beschäftigen“, sagt sie. Unterstützt wird sie bei ihren Recherchen durch Ulrich Stienen, der innerhalb des Fördervereins Kloster Malchow e. V. eine ehrenamtliche Forschungsgruppe zu Sieghard Dittner leitet. Er hat zum Beispiel eine Tabelle zu dem Material angelegt und einige Gegenstände fotografiert. Der Künstler hat dem Museum auch verschiedene technische Geräte „vererbt“, die noch inventarisiert werden müssen.

Die Forschung zu Sieghard Dittner ist aber nur ein Teil der Aufgaben, die die Museumsleiterin erfüllen muss. Ihr Arbeitstag beginnt in der Regel um 8.45 Uhr und endet nach Museumsschluss, um 17.15 Uhr. Abwechselnd mit den Saisonkräften übernimmt sie die Kasse des Museums, verwaltet den Museumsshop, macht die Abrechnung, bietet reguläre und Sonderführungen an und plant Sonderausstellungen. Derzeit betrifft dies eine Exposition des Hamburger Künstlers Thorsten Boehm, die am 5. Juli eröffnet werden und für etwa zwei Monate in zwei oder drei Räumen im ersten Stock des Kunstmuseums zu sehen sein wird. Die Arbeit mit den Depotbeständen beschränkt sich im Übrigen nicht nur auf Sieghard Dittner: Das Kunstmuseum Kloster Malchow verfügt über drei Depoträume zu seinen vier Künstlern. „Dort schlummern noch viele verborgene Schätze. Nur ein Bruchteil dessen, was wir haben, kann in der Ausstellung gezeigt werden. Für mehr haben wir die Kapazität nicht.“ Werden Dinge entdeckt oder dem Museum neu übergeben, müssen sie auch ordnungsgemäß erfasst werden: je nach Art des Gegenstands gesichtet, gezählt, fotografiert, vermessen, beschrieben oder eingescannt und somit digitalisiert. Für einige der Bilder, die zu sehen sind, lässt die Leiterin gemeinsam mit dem Förderverein schöne und haltbare Rahmen beim Lebenshilfswerk Waren herstellen.
Dominika Cittová wurde vor 34 Jahren im tschechischen Ostrava nahe der Grenze zur Slowakei geboren, hat aber viele Jahre ihres Lebens in Deutschland verbracht. Als sie elf war, zog ihre Familie nach Hessen. Erst mit 18 kehrte sie in ihre Heimat zurück, um dort das Abitur zu machen und zu studieren: Kunst- und Kulturgeschichte. Nach dem Abschluss 2017 und einer Tätigkeit in einem industriehistorischen Museum folgte sie ihrem Lebensgefährten, der aus Mecklenburg stammt, in die Müritzregion und arbeitete zunächst in einem Pflegeheim, weil dort Mitarbeiter gebraucht wurden. „Ich hatte immer gern mit Menschen zu tun – also war das kein Problem.“ Vor zwei Jahren entdeckte sie eine Anzeige des Kultur- und Sportrings (KSR) Malchow, wo eine Kassenkraft für das Kunstmuseum gesucht wurde. „Da habe ich mir gesagt: Ich habe im Bereich Kunst und Kultur studiert – das mache ich!“ Als der damalige Leiter Carsten Neumann nach Güstrow wechselte, fragte KSR-Geschäftsführer Daniel Finn sie, ob sie sich vorstellen könnte, dem Museum vorzustehen. So trat Dominika Cittová im Oktober 2021 ihre jetzige Stelle an. Ihre abwechslungsreiche Arbeit macht sie nach wie vor gern. „Ein Kunstmuseum in so interessanten Räumen, wie sie hier auf dem Kloster zu finden sind, ist einfach etwas Besonderes.“