
Wolfspädagoge Thomas Frost klärt bei seinen Wolfhundewanderungen darüber auf, wie der graue Beutegreifer tickt. Dabei unterstützen ihn seine vierbeinigen Begleiter Dakota und Ghost. Am Sonntagvormittag lauschte ihm in Malchow ein aufgrund des Wetters überschaubares, doch nicht minder interessiertes Publikum.
Hochsommer stellt man sich ein wenig anders vor als das, was der Wettergott in den letzten Tagen so bietet. „Bei dem kühlen Nieselregenwetter haben einige telefonisch abgesagt, die sich eigentlich für die Wolfhundewanderung heute angemeldet hatten“, berichtet Thomas Frost kurz nach dem Start um 8 Uhr morgens auf dem Malchower Volksfestplatz. Im Hintergrund bauen die Flohmarkthändler an diesem 23. Juli ihre Stände auf. Frost, der auch den Flohmarkt organisiert hat, steht neben seinem Auto. Aus dem Anhänger ist gedämpftes Grummeln und Rappeln zu hören. Dakota und Ghost, sein Sohn, wollen raus. Als Thomas Frost die Klappe öffnet, springt zunächst Dakota heraus, der 13-jährige tschechoslowakische Wolfhund, der einem Schäferhund ähnelt. Der jüngere Ghost, der ihm wenig später folgt, ist genetisch, optisch und charakterlich näher am Wolf. „Sie heißen deshalb Wolfhunde, weil sie eine Mischung aus Hund und Wolf sind. Wolfshunde dagegen sind Hunde, die aussehen wie Wölfe“, so der 38-jährige. Mit den beiden Tieren an der Leine und umringt von der kleinen Menschengruppe läuft der Wolfspädagoge dann eine Stunde lang durch den Wald unterhalb des Volksfestplatzes. Er demonstriert ihnen am Beispiel von Dakota und Ghost differenziert, wie sich Wölfe, Wolfhunde und Hunde verhalten, warum das so ist, wie man sich ihnen gegenüber richtig verhalten sollte und wie man seine Weidetiere vor Wölfen schützen kann. Unter anderem erfahren die Gäste, wie man anhand des Kots und der Spuren unterscheiden kann, ob ein Hund oder ein Wolf vor kurzem auf dem Weg unterwegs war, und wie Wölfe ihre Reviere markieren. Wieder auf dem Platz, füttert Frost Dakota und zeigt dessen beeindruckendes Gebiss. Am Ende demonstriert er, wie ein wirkungsvoller Herdenschutzzaun aussieht und aufgestellt wird, damit ihn kein Wolf überwinden und beispielsweise Schafe reißen kann.
„Weder Kuscheltier noch Monster“
Das Publikum von Thomas Frosts Wolfhundewanderungen besteht oft aus Menschen, die aufgrund ihres Berufs oder ihrer Interessenlage dazu neigen, den Wolf als Bedrohung zu betrachten: Weidetierhalter oder Jäger zum Beispiel. Heute ist eine Familie aus Malchow anwesend, die neben dem Revier eines Wolfsrudels wohnt und wissen möchte, wie sie sich den Tieren gegenüber verhalten soll. Das Wissen, das Thomas Frost, der mit seiner sechsköpfigen Familie und vier Wolfhunden im ehemaligen DDR-Vorzeigedorf Mestlin im Landkreis Ludwigslust-Parchim wohnt und als Erzieher arbeitet, ihnen anbietet, stammt nur zu einem geringen Teil aus Büchern. Frost hat es sich durch jahrelanges Beobachten der Tiere angeeignet. „Ich möchte zum Thema aufklären, zeigen, dass der Wolf weder Kuscheltier noch Monster ist.“ Wenn er nachts die Werbeschilder für seine Flohmärkte aufhängt, hält er manchmal mit seinem Auto an, holt sein Fernglas heraus und observiert die Tiere. Die Gelegenheit dazu hat er oft, denn in der Region Müritz und im Landkreis Ludwigslust-Parchim leben mehrere Rudel. Seit einem Schlüsselerlebnis als Kind mit Wölfen im Zoo liegen Thomas Frost die grauen Beutegreifer am Herzen: „Ich möchte vermitteln, dass der Wolf als Schlüsseltier des Waldes wichtig ist. Denn er regelt die Population, so wie es auf einer anderen Ebene auch der Fuchs tut.“