
Ende April haben die Einwohner der Inselstadt Malchow ihren Bürgermeister René Putzar wiedergewählt: 61 Prozent der Malchower gaben dem parteilosen Kandidaten ihre Stimme und damit den Vorzug vor den Mitbewerbern Ramona Stein und Michael Meyer. René Putzar wird nun für weitere acht Jahre die Geschicke der Inselstadt lenken. Einige Wochen nach der Wiederwahl ist es Zeit für einen Rückblick – und einen Ausblick.
Herr Putzar, bitte stellen Sie sich kurz vor!
Ich wurde 1968 in Malchow geboren und bin dort im „Lager“ aufgewachsen, auch „Westsiedlung“ genannt. Nach der Schulzeit, die ich mit dem Abitur an der Erweiterten Oberschule in Waren abgeschlossen habe, war ich unter anderem drei Jahre bei der Marine, habe ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in Rostock erfolgreich absolviert, war zehn Jahre in verschiedenen Leitungsfunktionen beim Überregionalen Ausbildungszentrum in Waren tätig, danach beim Deutschen Jugendherbergswerk in Rostock. Ich lebe nun im Birkholz, einer Straße in Malchow, bin verheiratet und habe vier Kinder. In der Freizeit hat lange der Fußball mein Leben bestimmt: Dreißig Jahre habe ich hauptsächlich beim Malchower Sportverein (MSV) gespielt.
2015 haben Sie sich zum ersten Mal als Kandidat für das Bürgermeisteramt in Malchow aufstellen lassen. Wie kam es dazu?
Aufgrund meiner Ausbildung habe ich schon immer Jobs innegehabt, die etwas mit Verwaltung zu tun hatten. Ich konnte mir also gut vorstellen, als Bürgermeister gewissermaßen die Verwaltungsspitze meiner Stadt zu bilden, die ich liebe und für die ich etwas tun wollte. Nach der Kommunalwahl 2014 war zudem mein Amtsvorgänger Joachim Stein zurückgetreten. Freunde und Familie fragten mich dann, ob ich mich nicht bewerben wolle. Die Entscheidung fiel schließlich nach langen Gesprächen mit der Familie. Was genau in dem Amt auf einen zukommt, weiß man natürlich erst, wenn man es übernommen hat.
Erzählen Sie, wie der Start in die erste Amtszeit ausfiel und was diese folgenden acht Jahre geprägt hat?
Der Anfang meiner Zeit als Malchower Bürgermeister war holprig, weil aufgrund verschiedener Aspekte keine Amtsübergabe stattgefunden hatte. Es war zu Beginn außerdem herausfordernd, mit den vier Personen, die sich ebenfalls um das Amt beworben hatten und in der Stadtvertretung aktiv waren, konstruktiv zusammenzuarbeiten. Doch wir konnten nach und nach Vertrauen zueinander fassen, so dass wir zwischen 2017 und 2019 viele wichtige Projekte angehen und umsetzen konnten. Dies waren unter anderem die Entwicklung des Klosterareals, viele Straßensanierungen, die Erweiterung der Feuerwehrschule, der Bau von Spielplätzen und die Weiterentwicklung des Hafens. Mein Amtsvorgänger kehrte dann nach der Kommunalwahl 2019 als Stadtvertreter in die Malchower Politik zurück. Damit wurde es wieder schwieriger, Vorhaben zu realisieren. In die Zeit nach 2019 fällt allerdings noch eines, das erwähnenswert ist: der Bau des Hortes, der in 14 Monaten geschafft wurde.
Nach Ihrer ersten Amtszeit entschlossen Sie sich dazu, eine Verlängerung anzustreben, wie es in der Fußballsprache heißt. Was hat Sie dazu motiviert?
Der Beruf des Bürgermeisters ist für mich eine Berufung und der erfüllendste Job, den ich mir vorstellen kann. Ich gestalte dabei gemeinsam mit anderen Menschen, wie sich meine Heimat entwickelt. Außerdem habe ich meines Erachtens in den ersten acht Jahren nachgewiesen, dass ich etwas für Malchow tun kann. Zudem waren mehrere aktuelle Projekte noch nicht vollendet und neue stehen an. An die Wahl selbst bin ich hoffnungsvoll herangegangen. Darüber, dass das Ergebnis am Ende so deutlich zu meinen Gunsten ausfiel, habe ich mich sehr gefreut. Das verstehe ich als Bestätigung meiner Arbeit und als Auftrag für die nächsten acht Jahre.
Was ist nun zu tun?
Ich möchte, wie gesagt, unter anderem die begonnenen Projekte weiterführen und wenn möglich abschließen. Straßen, Schulen, Kultur, Verkehr, das sind Daueraufgaben. Das Kloster zum Beispiel wird uns noch mindestens zwanzig Jahre beschäftigen und wir werden dafür die Unterstützung des Landes brauchen. Das Ziel ist es immer noch, 2026 das neu gestaltete Klostermuseum zu eröffnen. Dazu kommen Vorhaben um die Ziegelei, die Alte Weberei und die Kurklinik.Wir wollen mit den Malchower Gewerbetreibenden weiterhin gut zusammenarbeiten und neues Gewerbe ansiedeln.
Um dies alles umzusetzen – welche Aufgaben müssen Sie Tag für Tag erfüllen?
Die Bürger sehen einen Bürgermeister natürlich vor allem, wenn er in die Öffentlichkeit geht – sei es bei Veranstaltungen oder wenn er älteren Einwohnern zum Geburtstag gratuliert. Viel Arbeit wird aber intern erledigt: wenn man Anträge stellt, Entscheidungen trifft, in Ausschüssen, Beratungen oder Konferenzen sitzt oder mit der Presse kommuniziert. Ich werde manchmal gefragt, ob es einen typischen Tag für mich gibt. Das verneine ich stets, denn das Tagesgeschehen ist wenig planbar. Oft kommt man voller Erwartung zur Arbeit und sieht sich mit ganz anderen Sachen konfrontiert als mit denen, auf die man sich eingestellt hatte.
Und immer mischen sich Schönes und Schweres, oder?
So ist es. Zu den schönen Dingen gehören vor allem die Begegnungen mit den Menschen auf der Straße. Dabei erfährt man viel über sie und darüber, was sie bewegt, und hört oft spannende Geschichten. Ich mag an meinem Job auch, dass ich schöpferisch tätig sein, etwas gestalten kann und sich die Leute über das Erreichte freuen. Da ich kein geduldiger Mensch bin, fällt es mir schwer zu akzeptieren, dass besonders in unserem Land viele Prozesse sehr bürokratisch ablaufen und es von der Idee bis zum Abschluss sehr lange dauert.
Apropos Charaktereigenschaften und Fähigkeiten: Welche muss man Ihrer Erfahrung nach mitbringen, um als Bürgermeister erfolgreich zu sein?
Dafür benötigt man Menschenkenntnis, Führungsqualität, Wissen, Durchsetzungsvermögen, Unabhängigkeit von politischen Meinungen und Vorgaben sowie Lebenserfahrung. Außerdem sollte man versuchen, allen Einwohnern gleichermaßen gerecht gegenüberzustehen und alle Sachverhalte ausgewogen zu bewerten.