Militärhistorische Marinemuseum Müritz e.V.
Freizeittipp in der Mecklenburgischen Seenplatte
Das Marinehistorische Museum in Waren (Müritz) wurde in diesem Jahr 20 Jahre alt. Zwischen 600 und 700 Exponate hat Leiter Ernst-Martin Schmidt in den Räumen auf der Langen Straße 3 ausgestellt – vom Taucheranzug übers Schiffsmodell bis zu alten Urkunden und Abzeichen. „Ich zeige damit, wie es war, und werte nicht“, sagt Schmidt. Das Museum deckt die Zeit zwischen 1850 und der Gegenwart ab.
Die Lange Straße ist bekanntlich Warens Flaniermeile. Hier reihen sich Geschäfte, Cafés und Restaurants aneinander. Nichts Unerwartetes. Doch an einem Durchgang zwischen zwei Läden bleibt das Auge hängen. Ein Aufsteller weist darauf hin, dass sich in diesem Haus ein „Marinehistorisches Museum“ befindet. Und tatsächlich: Am Ende des Durchgangs neben einer historischen Boje öffnet sich die Tür zu einer steilen Holztreppe – und zum Reich von Ernst-Martin Schmidt im ersten Stock. Auf rund 200 Quadratmetern hat der heute 76-jährige zwischen sechshundert und siebenhundert Exponate aufgestellt, aufgehängt oder in Vitrinen ausgelegt. Die Ausstellung widmet sich vor allem der Geschichte der deutschen Marine von 1850 bis zur Gegenwart. Sie beginnt mit der kaiserlichen Marine bis 1918, setzt mit der Reichsmarine in der Zwischenkriegszeit fort und geht auf die Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg, auf die Volksmarine der DDR und die Bundesmarine ein. Heute heißen die Seestreitkräfte nur noch Deutsche Marine. Ernst-Martin Schmidt kennt jedes Stück genau, das er hier zeigt – von Uniformen, Taucheranzügen, Waffen, Karten bis zu alten Abzeichen und Karten. Besonders gern weist er auf eine Sammlung von Schiffsmodellen hin, die er an einer Wand drapiert hat. „Aber ich bevorzuge keines der Stücke. Alle Exponate haben ihre Berechtigung“, betont der Museumsleiter. Auch eine kleine internationale Abteilung mit Dingen aus der Schweiz, Russland, den USA und England gibt es. Auf wertende Einordnungen der Exponate, wie sie in manchen Museen üblich sind, verzichtet Schmidt. „Ich lasse einfach die Dinge davon erzählen, wie es war.“
Fast 600 Exponate im Marinemuseum
Ernst-Martin Schmidt lernte in der DDR bei der Gesellschaft für Sport und Technik, kurz GST, tauchen und war von 1966 bis 1972 bei der Marine des ostdeutschen Staates. Später absolvierte er Ausbildungen zum Maurer und zum Dachdecker und erwarb in beiden Berufen den Meistertitel. Doch obwohl er seit 1983 als selbstständiger Dachdecker tätig war, ließen ihn das Tauchen und die Seefahrt nicht los. In seiner Freizeit sammelte er alles, was mit der Marine und ihrer Geschichte zu tun hatte. Als er 2004 den Betrieb an seinen Sohn übergab, hatte er rund 500 kleine und große Gegenstände aufgekauft. Sie bildeten den Grundstock für das Museum. Seitdem hat Schmidt noch rund 150 Exponate dazugekauft. „Neunundneunzig Prozent der Gegenstände, die hier zu sehen sind, sind Anschaffungen von mir. Gespendet wird wenig.“ Er möchte diese marinehistorischen Schätze retten, damit sie nicht weggeworfen werden, und der Öffentlichkeit zugänglich machen. „Sie haben so viel zu erzählen.“ Um das Museum etablieren zu können, gründete Ernst-Martin Schmidt 2004 mit sieben Gleichgesinnten den Verein „Militärhistorisches Marinemuseum Müritz“ e. V. Nun, zwanzig Jahre später, sind insgesamt noch vier Mitglieder übrig. Sie sprechen einmal pro Woche im Museum über das, was gerade anliegt. Fördermittel oder Ähnliches bekommt das Haus nicht. Die Einnahmen durch die moderaten Eintrittsgelder investiert Schmidt vor allem in Wachschutz und Versicherung. In einem Depot im Erdgeschoss lagern weitere potentielle Ausstellungsstücke in Kisten und Kartons. „Die müssen aber demnächst raus, weil ich dort einen kleinen Kinoraum einrichten möchte“, kündigt der Museumsleiter an.
Wie viele Leute pro Tag – Schmidt hat in der Regel Montag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr geöffnet – den Weg in sein Museum finden, hängt natürlich von der Saison ab. „Einige drehen gleich auf der Treppe wieder um, wenn sie sehen, dass es Eintritt kostet. Aber normalerweise kommen in der Saison so zwischen acht und zehn Leute am Tag.“ Einige blieben nur fünf Minuten, andere drei oder vier Stunden. Im Winter allerdings verbringt Ernst-Martin Schmidt den Tag oft allein in seinem Museum. Zu tun hat er aber auch dann: Er arbeitet Exponate auf, erledigt Büroarbeiten, räumt um, hält Kontakt zu dem Bühnenbildner in Neustrelitz, der die Gesichter der Puppen gestaltet, auf denen die historischen Uniformen hängen. Schmidt hat sich im vorderen Teil der Räume einen Arbeitsplatz mit Rechner und Bücherwand eingerichtet. Auf seinem Schreibtisch liegt aufgeschlagen ein kleines graues Buch: Namenslisten von Marineoffizieren vergangener Zeiten. „Deren Familien kontaktiere ich gezielt und frage nach, ob sie noch Gegenstände für das Museum haben“, erzählt er. Wenn er die Dinge dann abholt, muss er oft weit fahren, aber das nimmt er gerne auf sich. Schmidt weiß, dass er hier eine einzigartige Sammlung aufgebaut hat, die von den Gästen, die sich wirklich für die Materie interessieren, sehr geschätzt wird. Damit kann er auch gelassen hinnehmen, dass die Stadt Waren (Müritz) selbst dem Museum eher mäßige Aufmerksamkeit schenkt. „Es ist, wie es ist“, sagt er.