Mitgliederversammlung des Saatgutverbandes MV
Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus: Gutes Brot gibt es auch mit weniger Stickstoff-Dünger

Anlässlich der 32. Mitgliederversammlung des Saatgutverbandes MV in Güstrow betont Agrar- und Umweltminister Dr. Till Backhaus wie Forschung und landwirtschaftliche Praxis gemeinsam für hochwertige Lebensmittel und gleichzeitig für die Schonung der Ressourcen sorgen können. Hintergrund ist das umstrittene Düngegesetz, dessen Änderung im Vermittlungsausschuss gescheitert war.
„Derzeit ist keine Änderungen an Vorgaben zu den roten Gebieten von Seiten des Bundes vorgesehen. Bei der Betrachtung der Maßnahmen der Düngeverordnung (DüV) muss immer im Hinterkopf behalten werden, dass (Grund-)Wasserschutz ein überragendes Interesse für die gesamte Bevölkerung darstellt. Trotz viel Kritik ist festzuhalten, dass die Maßnahmen wirken. Zur Ehrlichkeit gehört aber auch, dass ihre Wirkung begrenzt sind. Die konsequente Umsetzung der DüV ist somit wesentlich für eine langfristige Änderung der Nitrateinträge im Grundwasser.
Kurzfristige Änderungen der Nitratbelastung des Grundwassers sind auch mit mehr Messstellen nicht zu erwarten. Ich habe es immer wieder betont: Wasser hat ein langes Gedächtnis. Die Auswaschung und Verlagerung von Nitrat sind ein komplexes Problem für das es kein Patentrezept gibt.
Aus Sicht von MV ist die Weiterentwicklung des Düngerechtes hin zu einfach umzusetzenden aber wirksamen Maßnahmen wichtig. Dazu sollten Maßnahmen der DüV stetig auf den Prüfstand gestellt werden. Eine einfach umzusetzende Maßnahme wäre z. B. eine allgemeine Absenkung der N-Düngebedarfe für alle Flächen um 10 % und keine Differenzierung zu den ausgewiesenen mit Nitrat belasteten Gebieten. Dies wäre auch mit dem allseits geforderten Abbau bürokratischer Hürden verbunden. Daneben gilt der Anbau von Zwischenfrüchten und der späte Umbruch als effektive Maßnahmen zur Verminderung der Nitratauswaschung.
Doch Deutschland hat zunächst die Wirkung der ergriffenen Maßnahmen mit dem DüV-Wirkungsmonitoring nachzuweisen. Erst dann kann über eine Maßnahmendifferenzierung und eine entsprechende Änderung der DüV mit der EU-KOM verhandelt werden.
Ich strebe ein Neudenken der Roten Gebiete an. Es geht mir darum, die Belange Wasserschutz und landwirtschaftliche Produktion zu vereinen. Mithilfe betrieblicher Düngedaten, die im Rahmen des Wirkungsmonitorings erfasst werden sollen, kann geprüft werden wie effizient ein jeder Betrieb mit Nährstoffen umgeht. Dies kann als Grundlage für eine mögliche Maßnahmendifferenzierung in den roten Gebieten dienen. Daneben könnte die freiwillige Teilnahme an sonstigen Maßnahmen, wie die Ausweitung der betrieblichen Fruchtfolge durch Integration neuer Kulturen in Kombination mit gewässerschonenden Maßnahmen für die Maßnahmendifferenzierung herangezogen werden. Diese Maßnahmen sollten an die jeweiligen Standortbedingungen angepasst sein, so dass sie die größtmögliche Wirkung entfalten können. Dies muss auf Bundeseben diskutiert werden, um Wege für eine umweltschonende aber marktwirtschaftlich stabile Landwirtschaft zu finden.
Die Forschung in diesem Bereich muss konsequent fortgeführt werden und die Ergebnisse müssen Einzug in die landwirtschaftliche Praxis finden. Unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse ist in der landwirtschaftlichen Praxis die höchstmögliche N-Düngeeffizienz anstreben. Betriebe sollten nach Möglichkeit neuste Techniken wie Luftbilder, Vegetations-, Boden-, Ertrags- und Streukarten, teilflächenspezifische Bearbeitung, Sensortechnik, N-Tester, emissionsmindernde Ausbringungstechnik, Biomassemodel etc. nutzen, um ihre Düngeeffizienz zu steigern und N-Salden zu minimieren.
Durch Kooperationen mit Wasserversorgern können standortspezifische Maßnahmen erarbeitet werden. Die mit den Maßnahmen einhergehenden Umsatzverluste können im Rahmen der Kooperationen ausgeglichen werden. Erste erfolgreiche Ansätze gibt es bereits zwischen Berufsstand und Wasserversorgern - zum Beispiel beim Zweckverband Kühlung Bad Doberan.
Dieser Weg soll mit einer Vereinbarung zwischen dem landwirtschaftlichen Berufsstand und der Wasserwirtschaft sowie dem Ministerium weiter gefördert werden.
Mittlerweile wissen wir: Die Backqualität von Weizen hängt nicht allein vom Rohproteingehalt ab. Die Wissenschaft hat schon seit langem gezeigt, dass auch mit niedrigeren Rohproteingehalten äquivalente Backqualitäten erreicht werden. Das seit Jahren geforderte Umdenken im Handel muss weiter fokussiert werden. Ich weiß: Da sind dicke Bretter zu bohren, denn der Weltmarkt ist noch nicht davon überzeugt. Aber um unsere wichtigste Ressource, das Wasser, zu schonen, ist dieser Weg tatsächlich alternativlos“, so Backhaus.
- Der Saatgutverband vereint Vermehrer, Pflanzenzüchter und Vertriebsorganisationen, somit bündelt der Verband die Interessen von mehr als 340 Unternehmen.
- Der Verband leistet einen bedeutenden Beitrag für die Steigerung der Ertragsleistung im Pflanzenbau und damit auch zur Entwicklung des Landes.
- In den letzten 30 Jahren wurden mehr als 200 neue Sorten gezüchtet. Die Qualität des Saat- und Pflanzgutes aus M-V wird sowohl im Land als auch über die Landesgrenzen hinaus hochgeschätzt und in über 30 Länder exportiert.
- In MV werden 13,5 % Vermehrungsproduktion Deutschlands erzeugt, bei Pflanzkartoffeln sind es sogar 21%. Dahinter verbergen sich jährlich ca. 200.000 t Qualitätssaat- und Pflanzgut.
- Die Saatgutbranche ist in MV zu Hause. Es gibt mittlerweile 265 Vermehrer von Saat- und Pflanzgut, 12 Züchter für Mähdruschfrüchte sowie 7 Züchter für Kartoffeln, 13 VO-Firmen und 26 Fördermitgliedern.
- Saat- und Pflanzguterzeugung steht am Anfang der landwirtschaftlichen Wertschöpfung und ist Fundament für die Produktion gesunder Lebensmittel.