
Schüsse und Schreie – für zweieinhalb Minuten dominierte gestern Abend die Szenen eines dramatischen Feuergefechts den Neuen Markt in Waren (Müritz). Zum Glück waren das „nur“ Videosequenzen mit einer Tonspur aus dem sogenannten „Karfreitagsgefecht“ in Afghanistan. Für drei Bundeswehrsoldaten wurde es am 02. April 2010 zur tödlichen Realität. „So hört sich Krieg an. Nicht wie an der Playstation“, mahnte Markus Häcker bei der gestrigen Montagsdemo vor über 220 Demonstranten auf dem Neuen Markt in Waren (Müritz).
Für Stabsgefreiter Robert Hartert (25), Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28) und Hauptfeldwebel Nils Bruns (35 Jahre) endete damals der Afghanistan-Einsatz und das neun Stunden dauernde Gefecht in der Region Kundus mit dem Tod. „Im Laufe des Gefechtes sind durch die Bundeswehr 25.000 Schuss Munition abgegeben worden. Und jeder dieser abgegebenen Schüsse versetzt einen hier in Todesangst. Wir wissen jetzt, uns kann hier nichts passieren. Aber jeder dieser Schüsse hätte dort einem Menschen das Leben kosten können. Hauptfeldwebel Nils Bruns (35 Jahre), Robert Hartert (25 Jahre) und Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28 Jahre) haben es mit dem Leben bezahlt. Drei Namen, drei Familien und drei kurze Tagesschaumeldungen“, mit diesen Worten forderte Markus Häcker zu einer musikbegleitenden Gedenkminute auf. Dieser folgten nicht nur die Demonstranten auf dem Markt. Auch einige Passanten blieben steht, hielten inne, schauten sich die mahnenden Plakate an.
Ebenfalls mahnend soll am kommenden Montag der Ostermarsch sein, den die Initiative „Menschlich-Stark-Miteinander“ am 10. April 2023 anstelle der Montagsdemo organisieren möchte. Hier sollen auf einem drei Kilometer langen Pfad die Denkmäler der Stadt Waren (Müritz) abgelaufen und der Kriegstoten gedacht werden. Start ist ebenfalls um 18:30 Uhr vom Neuen Markt. Eine genau Information zum Verlauf der Veranstaltung wird zeitnah veröffentlicht. Eine Menschenkette für den Frieden ist am 22. April 2023 geplant.
Im Sinne von „Menschlich-Stark-Miteinander“ sollte es auch zum 01. Mai eine Veranstaltung geben, wie sie bereits in den Vor-Corona-Jahren praktiziert wurde. Ansinnen der damaligen Veranstaltungen war, die Stadtfraktionen, Vereine und Verbände vorzustellen und gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Das sollte jetzt wiederaufleben. Dass der jetzige Vorschlag von der Initiative „Menschlich-Stark-Miteinander“ kommt, missfällt scheinbar den meisten politischen Vertretern der Warener Stadtvertretung. „Sie haben unser Ansinnen empört zurückgewiesen. Die Unterstützung der Verwaltung inklusive des Bürgermeisters hätten wir gehabt“, informierte Markus Häcker, der innerhalb des Org-Teams abstimmen will, wie jetzt mit dem 01. Mai umgegangen wird.
Vor dem friedlichen Montagsspaziergang durch die Warener Altstadt sprach Gerhard Tammer und erinnerte in seiner ruhigen und sachlichen Rede, dass das Thema „Corona“ samt Maßnahmen noch nicht beendet ist und aufgearbeitet gehört.