MSE-Landratskandidaten und die Windkraft
Stichwahl zwischen Thomas Müller (CDU) und Enrico Schult (AfD) in der Mecklenburgischen Seenplatte

Mit der Landratswahl in der Mecklenburgischen Seenplatte kann ab dem 25.05.2025 frischer Wind im größten Landkreis Deutschlands wehen. Nach dem ersten Wahlgang am 11. Mai 2025 gehen am kommenden Sonntag Thomas Müller (CDU) und Enrico Schult (AfD) in die Stichwahl um den Landratsposten. Doch wie sehen beide die Entwicklung der Mecklenburgischen Seenplatte beim Thema Windkraftenergie? Auf sieben wichtigen Windkraftthemen haben beide Kandidaten mitunter deutlich unterschiedliche Ansichten.
In Sachen Ausbaupläne für die Windkraft gehen die Meinungen bereits deutlich auseinander: Derzeit stehen erst etwa 300 Windräder in der Mecklenburgischen Seenplatte. Laut Landesvorgaben und dem gesetzten Flächenziel in 2032 könnten es bis zu 2.200 Windkraftanlagen sein. Thomas Müller, seines Zeichens 2. stellvertretender Landrat, Beigeordneter und Leiter des Dezernat IV, befürwortet den Ausbau gemäß Landesvorgaben MV mit Technologieoffenheit für alle erneuerbaren Energien mit Wind, Solar, Biomasse und anderen. Enrico Schult, Mitglied des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern, spricht sich strikt gegen den weiteren Ausbau von Windkraft und Solar in der Mecklenburgischen Seenplatte aus und will geplante Projekte auf bis zu 100 Flächen verhindern.
Auch bei den Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind die Kandidaten unterschiedlicher Ansicht. Mit Blick auf große Teile der Mecklenburgischen Seenplatte, die seit 2015 offiziell besonders wertvolle Kulturlandschaften und nationales Landschaftsdenkmal sind, sieht Thomas Müller Windkraftanlagen als vertretbar, wenn Natur- und Denkmalschutzauflagen eingehalten werden. Als untragbaren Eingriff in das einmalige Landschaftsbild der Mecklenburgischen Seenplatte sieht Enrico Schult die Errichtung von Windkraftanlagen.
Windkraftanlagen können bald eine Höhe von 325 Metern messen. Zum Vergleich, der Eifelturm ist „nur“ fünf Meter höher. Mit Blick auf die Abstandsregeln hat Mecklenburg-Vorpommern keine gesetzlichen Vorgaben für Mindestabstände. Die Regionalplanungen sehen meist 800 - 1000 Meter Abstand zu Wohngebieten vor. CDU-Kandidat Thomas Müller befürwortet die Regionalplanung (1.000 m Abstand zu Siedlungen, 800 m zu Einzelhäusern), mit Einzelfallprüfung und Spielraum für regionale Besonderheiten. AfD-Mann Enrico Schult fordert deutlich größere Abstände nach dem 10H-Prinzip. Das bedeutet die 10-fache Anlagenhöhe und somit gut 3.250 Meter Mindestabstand zu Wohnhäusern.
Der Tourismus ist für die Mecklenburgische Seenplatte existenzsichernd. Jeder vierte Arbeitsplatz und 20 Prozent der Wertschöpfung hängen am Tourismus. Die Mecklenburgische Seenplatte stellt ein Drittel aller Übernachtungen in MV. Doch was sagen Touristen zu Windrädern zwischen Müritz Feldberger Seenlandschaft? Thomas Müller geht von Vereinbarkeit von Windkraft und Tourismus bei sorgfältiger Standortwahl aus und erwartet durch Windkraft positive Impulse für lokale Wirtschaft und den Arbeitsmarkt mit Hilfe von Energiewende-Projekten. Unterdes sieht Enrico Schult stark negative Auswirkungen auf das touristische Erlebnis und die Attraktivität der Region, sollten Windräder dominieren. Für die Wirtschaft befürchtet Schult zudem negative Auswirkungen auf Wirtschaftsstandort durch dauerhaft hohe Energiepreise und eine "Deindustrialisierung".
In Sachen finanzieller Beteiligung fordert Thomas Müller eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden an den Erträgen und Pachten. „Mitbestimmen und mitverdienen“, lautet das Motto. Ausstieg statt Almosen für Beteiligung an der "Zerstörung der Seenplatte" hingegen fordert Enrico Schult. Allgemein befürwortet der CDU-Kandidat die Energiewende mit einem breiten Energiemix aus Wind, Solar und Wasserstoff. Gas als Brückentechnologie, fossile Kraftwerke als Reserve, falls erneuerbare Energien nicht ausreichen, wünscht sich Thomas Müller. Enrico Schult lehnt die Energiewende in bisheriger Form ab und befürwortet die Energieversorgung mit breiterer Technologiebasis, ausdrücklich inklusive konventioneller Energieträger.
Mit einem Kreuz bei der Stichwahl zur Landratswahl in der Mecklenburgischen Seenplatte können alle Wahlberechtigten über die Zukunft und das Aussehen ihrer Heimat aktiv am 25.05.2025 mitbestimmen.