
Das Müritz Box Center e.V. ist Malchows zweitgrößter Sportverein. „Boxen ist ein faszinierender Sport, für den man viel Ausdauer braucht“, sagt Heiko Knüppel, Vereinsvorsitzender und Trainer. Dabei ist der lange Atem sowohl dafür nötig, die Leistung im Ring zu erbringen, als auch dafür, den Boxsport in Malchow lebendig zu erhalten und für bessere Trainingsbedingungen zu kämpfen.
Derzeit werden in vielen Branchen Quereinsteiger gesucht, die sich in die Aufgaben eines Berufs einarbeiten, ohne eine klassische Ausbildung darin absolviert zu haben. Wenn Boxen auch ein Sport und kein Beruf ist, zeigt Heiko Knüppel dennoch, wie ein erfolgreicher Quereinstieg funktioniert: Der heute 56-jährige hatte in den Nuller Jahren zwei seiner Kinder in einem Warener Boxverein angemeldet. Sie besuchten gerne und regelmäßig das Training. „Dann hörte der Vereinsvorsitzende auf und ein Nachfolger wurde gesucht. Ich übernahm das und lernte dann erst einmal für ein Jahr Fitness-Boxen, damit ich die Sportart verstehe und weitergeben kann“, berichtet Heiko Knüppel, der natürlich mittlerweile auch über einen Trainerschein verfügt. Das 2007 in Waren (Müritz) gegründete Müritz Box Center e. V. zog nach einigen Jahren nach Malchow, weil es in Waren (Müritz) mit dem ESV bereits einen großen Boxverein gibt. 2014 bezog es in seine heutigen Räumlichkeiten im Container neben der Eishalle. „Beim Aufräumen damals fanden wir verschiedene nützliche und weniger nützliche Dinge darin vor, wie Fitness-Geräte, Hanteln, Kabeltrommeln und auch viel Müll. Wir haben dann hier einen Trainingsraum für das Boxen und einen Mehrzweckraum eingerichtet, der unter anderem als Umkleide dient“, so der Vereinsvorsitzende. Um auf die Mindestmitgliederzahl von 31 zu kommen, ab der ein Verein für den Landessportbund förderfähig ist, nahm das Müritz Box Center noch andere Sportarten unter seinem Dach auf: Vorschulsport, Cheerleading und Badminton. „Als nächstes planen wir, auch Dart anzubieten“, ergänzt Heiko Knüppel. In der Hauptsparte, dem Boxen, trainieren derzeit sieben Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren, dazu kommen noch sechs Kinder zwischen neun und zehn Jahren. Die Kleineren sind dienstags von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr im Container sportlich aktiv, die Größeren danach von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr und donnerstags von 16 bis 17 Uhr. Außerdem treffen sich alle Sportler mit Ambition und Interesse mittwochs zum Grundlagentraining. „In der Sommersaison trainieren wir in der Halle und draußen von 17 Uhr bis 18.30 Uhr Kraft und Ausdauer. Für den Winter haben wir in diesem Jahr eine Neuerung probiert: Wir sind jeweils von 17 bis 18 Uhr in die Eishalle gegangen. Das hat großen Spaß gemacht. Einige der Kleineren haben dabei Schlittschuhlaufen gelernt. Das wollen wir wieder machen!“

Heiko Knüppel muss seine vielfältigen Aufgaben als Vereinsvorsitzender und Trainer neben der Arbeit erledigen – er ist von Beruf Dachdecker. „Zehn Stunden pro Woche sind es schon, dazu kommen manchmal noch lange Fahrten zu Wettkämpfen oder um meinen Sportlern Sparringskämpfe mit Gegnern zu ermöglichen, die von der Alters- und Gewichtsklasse her zu ihnen passen und von denen sie lernen können.“ Einmal sind die Malchower sogar für zwei Kämpfe in den Schwarzwald gefahren. „Doch das Miteinander mit den Leuten aus der Box-Community entschädigt voll und ganz für diesen Aufwand“, meint Heiko Knüppel. Er nimmt große Mühen auf sich, um seinen Boxern gute Trainingsbedingungen zu bieten. „Ausdauer ist wichtig bei diesem Sport. Daher wäre es besser, wir könnten fünfmal die Woche trainieren, wie manche anderen Vereine, statt nur dreimal.“ Davon profitieren würde unter anderem Lina Voß, das einzige Mädchen unter den jugendlichen Malchower Boxern mit Wettkampforientierung. „Ich habe meinen Vater, der auch boxt, mal zum Training begleitet, zugeschaut – und irgendwann mitgemacht. Nun bin ich seit anderthalb Jahren aktiv und es macht mir viel Spaß“, sagt die 13-jährige Gymnasiastin, die sehr fokussiert wirkt. Sie nimmt an allen Trainingseinheiten teil, die das Müritz Box Center anbietet, und berichtet, wie das Training normalerweise abläuft: „Wir erwärmen uns, trainieren dann Kraft und Ausdauer, üben Schrittfolgen ein, boxen gegen Sparringspartner. Am Ende folgen Cooldown und Dehnen. Beim Training kann ich mich gut auspowern und die Anspannung stressiger Schultage loswerden.“ Zur Ergänzung und zum Ausgleich joggt Lina in ihrer Freizeit.
Mit Sportlerinnen und Sportlern wie Lina Voß würde Heiko Knüppel gerne an die Erfolge der Warener Zeit anknüpfen, als der Verein in den jeweiligen Alters- und Gewichtsklassen unter anderem einen Deutschen Meister und mit Knüppels Stieftochter Emmi Daniels eine mehrmalige Deutsche Vizemeisterin hervorbrachte. Unter den jetzigen Trainingsbedingungen ist das jedoch nicht einfach. Doch mit Ausdauer suchen der Vereinsvorsitzende und seine Mitstreiter nach Möglichkeiten, diese zu verbessern. An einer Stellschraube – den Räumlichkeiten – drehen sie gerade. „Ich hatte gehört, dass der Schweriner Profiboxer Jürgen Brähmer ein altes Heizhaus fürs Training ausgebaut hat, und dachte: Das können wir auch“, erzählt Heiko Knüppel. In Malchow stand am Verbindungsweg zwischen Schulstraße und Straße der Jugend ein Heizhaus leer, das zu DDR-Zeiten die Fernwärme fürs Neubaugebiet geliefert hatte. Im Oktober wurde daher ein Pachtvertrag abgeschlossen, der über 25 Jahre laufen soll. Ein Architekt ist bereits beauftragt, den Umbau zu projektieren. „Wir warten nun auf die Baugenehmigung. Unter anderem müssen das Dach abgedichtet und der Fußboden repariert werden. Die Stadtwerke, als einer unserer Sponsoren, werden das Gebäude dann später beheizen.“ Das Haus hat zwar nur ein Stockwerk, die Innenräume sind aber sehr hoch, so dass man mehr Platz hätte als jetzt. Auf jeden Fall ist ein Trainingsraum mit Umkleide geplant. Einen Toilettencontainer könnte man danebenstellen. Verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten kommen in Frage, so eine Kombination eines Kredits mit Sponsorengeldern. Heiko Knüppel hofft, auch die Eltern der Sportler für Arbeitseinsätze gewinnen zu können. Denn die verbesserten Trainingsbedingungen kommen ja langfristig allen zugute und tragen auch dazu bei, Nachwuchs für den Verein zu werben.