
Mecklenburg-Vorpommerns touristische Ziele sind nach der dritten Corona Welle beliebter denn je. Dennoch hat Corona tiefe Spuren in der Tourismuslandschaft hinterlassen und Probleme, wie den Fachkräftemangel, verschärft. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2021 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen landesspezifische Ergebnisse der OSV am Donnerstag in der Scheune Bollewick vorgestellt hat.
Der Geschäftsführende Präsident des OSV, Dr. Michael Emrich, betonte, die Pandemie habe die Tourismusbranche erheblich durchgeschüttelt und Verbesserungspotential aufgezeigt. „Die touristischen Betriebe haben die Herausforderung angenommen. Sie erleben, dass Qualität und ein flexibler Umgang mit Gästewünschen mehr denn je ein Schlüssel zum Erfolg sind. Wir lernen aus der Krise und werden noch besser.“
Nach dem bereits durch Corona beeinträchtigten 1. Halbjahr 2020 mussten die touristischen Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern erneut drastische Rückgänge bei Ankünften (- 55,4 Prozent) und Übernachtungen
(- 43,8 Prozent) hinnehmen. Zählten die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern noch 13,5 Millionen Übernachtungen im ersten Halbjahr 2019, waren es im 1. Halbjahr 2020 7,9 Millionen Übernachtungen und im Lockdown-Halbjahr 2021 nur noch 4,5 Millionen Übernachtungen. Der Rückgang betraf alle Ferienregionen des Landes.
Auch die Freizeitwirtschaft erholt sich nur langsam. Die Zahl der Besucher in Kultur- und Freizeiteinrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns verzeichnete von Januar bis Juli 2021 ein deutliches Minus von 39,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders ausgeprägt war der Rückgang in Bädern/ Thermen (- 86,5 Prozent) und Museen (- 46,8 Prozent). In Zoos/Tierparks betrug er nur 9,7 Prozent.
Mecklenburg-Vorpommern braucht Qualitätsimpulse
Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Mecklenburg-Vorpommern geht weiter zurück. Nach 84,8 Punkten beim Trust Score 2020 sank er 2021 auf 84 Punkte. Besonders ausgeprägt war der Rückgang auf Rügen/Hiddensee mit 1,7, an der Ostseeküste mit 1,4 und in Vorpommern mit 1,6. Dagegen sank der deutschlandweite Wert des Trust Score nur um 0,6 Punkte auf 85,8 Punkte. Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
Schulterschluss für starken Tourismus – positiv denken
Das Sparkassen-Tourismusbarometer fordert von Touristikern, Landräten, Bürgermeistern und Kämmerern neue Konzepte. Die Destinationen und die Betriebe benötigen Strategien für mehr Resilienz, um auf Dauer krisenfest zu sein. Die Bilanzzahlen müssen exakt analysiert werden. Instrumente, wie Kennzahlen-Monitoring oder Business Impact Analyse sollten genutzt werden, um die strategische Ausrichtung des Betriebs auf den Prüfstand zu stellen. Die Gäste erwarteten Konzepte, die Gefahren durch z. B. Viren berücksichtigen und ernst nehmen. Das Tourismusbarometer empfiehlt den Betrieben sich stärker zu vernetzen, um sich gemeinsam gegen künftige und aktuelle Pandemien und andere Krisen zu wappnen. Der Stellenwert der Digitalisierung und eines komplexen Marketings steigt.
Die Krise hat den Fachkräftemangel der Branche verschärft. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe hat im Mai 2021 gegenüber dem Vorjahr um 13,7 Prozent abgenommen. Arbeitgeber müssen mehr denn je mit flexiblen Konzepten Arbeitskräfte und Anreizen binden. Dazu zählt auch, Mitarbeiter bei Entscheidungsfindungen, beispielsweise beim Umgang mit der Pandemie, einzubeziehen.
Anpassungsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft sind künftig stärker gefragt. Beides hilft, Krisen zu bewältigen und macht widerstandsfähiger.

Der Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern (TMV), Wolfgang Waldmüller, ergänzte: „Trotz des späten Starts in diesem Jahr ist die Sommersaison intensiv verlaufen. Wir konnten auf eine pandemiebedingt enorme Nachfrage bauen. Mecklenburg-Vorpommern ist durch seinen Schwerpunkt beim Erholungs- und Individualtourismus im Vergleich zu anderen Reisezielen, die ihr Geschäft im Städte-, Konferenz-, Kultur- und Tagungstourismus machen, in einer vergleichsweise günstigen Situation. Der Nordosten profitiert von seinem guten Image als Reiseland, vom starken deutschen Binnenmarkt, vom Aspekt Sicherheit, vom Naturbezug und von der Erreichbarkeit. Darüber hinaus ist die geringe Abhängigkeit vom internationalen Reisegeschäft im Corona-Kontext eher ein Standortvorteil.“ Im Zeitraum der Sommerferien in Deutschland zwischen Mitte Juni und Mitte September werden zwischen Ostsee und Seenplatte rund fünf Millionen Menschen Urlaub gemacht haben.
Quartiere in den Sommermonaten gut gebucht
Laut aktueller Saisonumfrage des Landestourismusverbandes, an der sich mehr als 300 Beherbergungsunternehmen, darunter Hotels, Anbieter von Ferienwohnungen und Campingplätze, sowie knapp 100 Freizeitunternehmen, darunter Zoos, Tierparks und Museen, beteiligten, war die Nachfrage nach Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern wie in anderen Sommern sehr hoch. Viele Quartiere waren in den Sommermonaten sehr gut gebucht oder sogar ausgebucht; in einigen Betrieben im Landesinneren ging die Auslastung im Laufe des Augusts und mit Ferienende in immer mehr Bundesländern etwas zurück. Dabei konstatierten die Unternehmen, dass die Auslastung im Juni rund 27 Prozent unter der des Vorjahres lag, im Juli um sechs Prozent höher als im Vorjahresmonat und im August um zehn Prozent höher als im Vorjahresmonat. „Im Juni haben wir im Vergleich zu anderen Reisezielen Zeit liegen gelassen. So steht für das Urlaubsland ein Minus von rund 15 Prozent bei den Übernachtungen im Juni dem bundesweiten Anstieg derer von rund sechs Prozent gegenüber. Urlaub in der Pandemie ist schwieriger planbar, Gäste müssen sich vorab unter anderem darüber informieren, welche Einreisebedingungen gelten und welche Einschränkungen es gibt“, so Waldmüller weiter.
In diesem Zusammenhang verwies der TMV-Präsident darauf, dass Freizeitbetriebe und -anbieter sowohl bei der Nachfrage als auch bei der Auslastung schlechter abschnitten als die Unterkünfte. „Hier wirkt Corona länger und stärker limitierend“, ergänzte Waldmüller. Für viele kulturelle und öffentliche Veranstaltungen sowie Einrichtungen ist die Situation noch immer noch äußerst problematisch. So mussten die Störtebeker Festspiele in Ralswiek auf Rügen zum zweiten Mal infolge abgesagt werden. Auch die Müritz Sail konnte nicht stattfinden. Die landesweite Kulturreihe „Kunst:Offen“ musste ebenfalls abgesagt werden; allerdings sind Nachholtermine im Spätsommer geplant.
Die Erwartungen für den Herbst fallen im Vergleich zum Vorjahr noch einmal positiver aus: Für den September erwarten Beherberger im Nordosten eine Bettenauslastung von rund drei Vierteln (Freizeitanbieter: 61 Prozent), für Oktober von knapp 60 Prozent (Freizeitanbieter: 49 Prozent) und für November einen deutlichen Rückgang auf durchschnittlich rund ein Viertel Belegung (Freizeitanbieter: 30 Prozent).
Kreativität, Flexibilität, Ausdauer und Mut müssen belohnt werden, besonders auch in der Tourismuswirtschaft. Einer der angesehensten Preise wartet auf Preisträger: der Marketing Award „Leuchttürme der Tourismuswirtschaft“ des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV).
Die in den touristischen Destinationen und Betriebe oftmals mit Leidenschaft arbeitenden Menschen haben schwierige Monate hinter sich. Ihre Anstrengungen müssen belohnt werden. Der OSV sucht auch in diesem Jahr wieder pfiffige Wettbewerbsbeiträge und die Menschen, die sie ermöglichen.
Gastfreundschaft, Qualität, guter Service und kreative Angebote überzeugen die Gäste und sind Kriterien für die Teilnahme am Wettbewerb. Gesucht werden auch kreative Konzepte, die beweisen, dass Urlaub und Reisen auch unter Corona-Bedingungen sicher ist und Spaß machen.
Ab sofort können Beiträge aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in den Wettbewerb um die besten Ideen eingebracht werden. Die Ausschreibung wendet sich an touristische Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, Verbände, Vereine, Landkreise, Städte und Gemeinden sowie im Tourismus tätige private Personen. In Thüringen wird dieser Wettbewerb vom Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen ausgelobt.
Bewerbungsschluss ist der 15. November 2021.
Die Wettbewerbsbeiträge können aus den folgenden Bereichen eingereicht werden:
- Angebote & Produkte
z. B. Pauschalen, Veranstaltungen, Entwicklung neuer Dienstleistungen, Angebotsbündelung - Vertrieb & Preisgestaltung, z. B. Online-Vertrieb, Kooperationen, neue Formen der Preisdifferenzierung
- Gästewerbung & Gästeinformation, z. B. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnen, Social Media
- Qualitätssicherung, z. B. Servicequalität, Gästebindung, Personalmanagement
- Betriebsnachfolge und Unternehmensgründung (Start-up), z. B. Übergabe Familienbetrieb, pfiffige Geschäftsidee
- Kreative, coronakonforme Angebote
- Nachhaltige Angebote
Von den eingereichten Bewerbungen müssen Impulse für den Tourismus bzw. für die Region ausgehen, sie sollten vernetzt sein mit der regionalen Wirtschaft und eingebettet sein in regionalen Tourismusstrukturen. Die Beiträge sollten Innovationskraft haben, ein Alleinstellungsmerkmal vorweisen und sich mit einem klar erkennbaren Profil von Wettbewerbern absetzen.
Die pfiffigsten Tourismusideen werden voraussichtlich am 10. März 2022 während des 24. OSV-Tourismusforums auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin vor Publikum öffentlich ausgezeichnet. Jeder der fünf Sieger wird mit einem kurzen Filmportrait für Werbezwecke prämiert.
Die Beteiligung am Wettbewerb ist kostenfrei.
Teilnahmeunterlagen unter www.s-tourismusbarometer.de
Ausführliche Informationen, Zahlen und Fakten erhalten interessierte Touristiker auch auf den Tourismus-Länderveranstaltungen des OSV:
- Mecklenburg-Vorpommern, 26. August 2021, Bollewick
- Sachsen, 8. September 2021, Bad Düben
- Sachsen-Anhalt, 21. September 2021, Wernigerode
- Brandenburg, 6. Oktober 2021, Bad Saarow