Wie seit 300 Jahren in dieser Stadt gelebt wird, erfahren Sie im Museum

Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühlings sendet das Stadtgeschichtliche Museum den ersten Newsletter 2020 mit einem Ausblick für das Jahr. Zunächst aber einige Worte zu dem, was zuletzt geschah. Die Dezember-Veranstaltung „Weihnachten ein Leben lang“ fand bei den Besuchern viel Gefallen. Die 91-jährige Wera Bollmann erzählte von ihren Weihnachtsfesten in der Vergangenheit – die neben Weihnachtszauber auch allerhand Entbehrungen innehatten. Es ist angedacht, wenn sich 2020 dem Ende neigt, zu einer ähnlichen Veranstaltung einzuladen.
Im Januar stand der bekannte Dramatiker Heiner Müller, der einige Zeit in unserer Stadt lebte, auf dem Programm der Lesereihe Texte & Tannine mit müritz.buch im Haus des Gastes. Das Stadtgeschichtliche Museum Waren (Müritz) unterstütze die Veranstaltung mit Teilen des Ausstellungsmaterials zu Heiner Müller und hofft gemeinsam mit den anderen Akteuren, Heiner Müller, sein Werk und Schaffen sowie Gesellschaftskritik im Bewusstsein zu halten. Zudem jährte sich der „KAPP-Putsch“ im Februar zum 100. Mal. Die Rosa-Luxemburg- Stiftung Mecklenburg-Vorpommern nahm sich dieses Ereignisses an und bat Museumsleiter Jürgen Kniesz in dem Vortragsabend „Mit Kanonen auf Waren (Müritz)“ den Geschehnissen vor Ort auf den Grund zu gehen. Auch das NDR-Fernsehen besuchte Jürgen Kniesz. In dem kurzen Beitrag wird deutlich, wie es gelang und wie wichtig es auch heute ist, die Demokratie gegen reaktionäre und rechte Kräfte zu schützen.
Vor zwei Wochen eröffnete in der Galerie des Haus des Gastes die Ausstellung „Kunst aus Warener Wohnzimmern II“ mit Gemälden und Zeichnungen aus der Sammlung des Stadtgeschichtlichen Museums und privaten Leihgaben. Die meisterlichen Werke sind im Museum im Rathaussaal und im Haus des Gastes noch bis zum 28. März zu bestaunen. Im Erdgeschoss des historischen Rathauses zeigen wir derzeit noch die Ausstellung „Von AJAX bis zur Wasser-Polizei-Kapelle – Warener Bands und ihre Musiker von 1945 bis heute“. Da das Interesse an der Ausstellung so groß ist und auch kontinuierlich neue Informationen, Fotografien und Anekdoten an den ehrenamtlichen Museumsmitarbeiter „Spargel“ Ullerich übergeben werden, ist geplant, die Musikgeschichte auch schriftlich festzuhalten und für ein „Chronik-Heft“ der Schriftenreihe des Museums- und Geschichtsvereins aufzuarbeiten.
Insgesamt möchte das Stadtgeschichtliche Museum 2020 an die gut angenommenen Angebote des letzten Jahres anknüpfen, sich aber immer auch etwas Neues überlegen, um das Interesse an der Geschichte zu erhalten. Genau deshalb präsentiert sich das Stadtgeschichtliche Museum auch bei verschiedenen Veranstaltungen. Das gesellschaftliche und kulturelle Erbe gibt Waren (Müritz) erst ein einzigartiges Profil und macht den Ort besonders – für Einheimische und ebenso für Urlauber. Ohne ihre Geschichte wäre die Stadt nur eine leere Kulisse und ein sehr austauschbarer (Urlaubs)ort. So ist das Stadtgeschichtliche Museum beispielsweise bei der Vermieterversammlung der Waren (Müritz) – Information präsent oder am 25. April bei dem kleinen „Schnökern &Schmökern“ - Kreativ-Markt im Haus des Gastes zur Langen Einkaufsnacht dabei. Ebenso steht der 1. Mai mit „Verein(t) in Waren (Müritz)“ auf dem Markt als Aktionstag im Kalender. An diesem Tag ist auch die historische Ratswaage wieder im Betrieb und zeigt, wenn gewünscht, wie gut Sie über den Winter gekommen sind.
Zum Museumstag am 17. Mai öffnet die Saison in der Kachelofentöpferei. Zu empfehlen ist ein Besuch an diesem bunten Programmtag, oder zum Tag des offenen Denkmals am 13. September, der als Saisonende gefeiert wird. Aber auch während der Saison ist die Kachelofentöpferei von Dienstag bis Donnerstag einen Besuch wert. Ab Mitte Mai bis September werden immer dienstags, um 17.00 Uhr im Haus des Gastes Gästeinformationsvorträge angeboten. Die Stadtgeschichte ist einer der fünf Themenbereiche, die im Wechsel besprochen werden, und der Museumsleiter Jürgen Kniesz gibt an den jeweiligen Terminen einen Überblick zur Historie von Waren (Müritz). Die Vorträge sind kostenfrei zu besuchen. Für Mai ist darüber hinaus die Herausgabe des neuen „Chronik-Heftes“ der Schriftenreihe des Museums- und Geschichtsvereins geplant. Diese Ausgabe beschäftigt sich mit Erlebnisberichten von Beteiligten der friedlichen Revolution von vor 30 Jahren. Die Präsentation der neuen Publikation soll mit verschiedenen Veranstaltungen im Museum einhergehen. Im September ist die Eröffnung der Ausstellung „D.D.R. – Deutsche Dekorative Restbestände“ geplant, die von Katharina Sell und Frank Hirrich vom Figurentheater Ernst Heiter umgesetzt wird.
Weitere Veranstaltungen werden beispielsweise im Rahmen des Städtepartnerschaftsjubiläums mit Suwalki, Polen, im Mai, der interkulturellen Woche Ende September oder des Gedenkens der Opfer der Nationalsozialisten im Stolperstein-Projekt im November durchgeführt. Kurzfristig sind die Termine wie üblich im Müritzportal und der Tagespresse zu entnehmen, sowie im Museum, in der Waren (Müritz) – Information und im Newsletter zu erfahren.
Zum vergnüglichen Abschluss möchten wir einmal Johann Ludwig Leberecht Fessel (1810-1895) in Erinnerung bringen. Selbst bezeichnete sich Herr Fessel als „Volksdichter“ und, da er nicht nur als Dichter tätig war, sondern auch Körbe herstellte, als „Korb- und Verseflechter“. In einfacher Sprache und nicht immer im Sinne der grazilen Dichtkunst schrieb Fessel was die Menschen vor Ort bewegte, neben Hochzeiten in der Kaiserfamilie und neuen Kriegszügen ging es doch vor allem um Geschehnisse in der Stadt. Fessel schwang die Feder beispielsweise anlässlich der Eröffnung von Heidelbachs Tanzsaal, des Baus der Zuckerfabrik oder der Einweihung der Südbahn. Eine gedichtete Stadtchronik beinahe oder, wie es die Schweriner Volkszeitung damals urteilte: „Gedichte so schlecht, da[ss] sie fast schon wieder schön sind.“
Hier ein historischer Vorgeschmack, passend zum neuen ICE „Mecklenburgische Ostseeküste“, der am 7. März seine Jungfernfahrt auf der Strecke Dresden-Rostock mit Halt in Waren (Müritz) hatte.
„Einweihung der Eisenbahn zu Waren. Mit Freuden haben wir vernommen, Daß wir sollen Eisenbahn bekommen. Doch leider, das hielt gar zu schwer, Gemessen haben sie oft hin und her. Endlich ist es doch geschehen, Daß wir können Züge fahren sehen; Durchgesetzt hat es ganz brav Unser Herr Hofrath Schlaaf. Gereist ist er oft Tag und Nacht, Ihm sei der vollste Dank gebracht. Nun bitten wir um Gottes Segen, Denn alles ist daran gelegen: Thut er uns von Unglück bewahren, Können wir im November nach Malchin fahren; Senden alsdann jeglichen Transport Zu Wasser und zu Bahn dann fort. Für die großen Kosten und Müh´n Möge dann unsere Stadt Waren blüh´n Dieser Wunsch ist gerecht, Er kommt von Fessel Leberecht.“
Friedrich-Wilhelm Kruse hat in der „Chronik“ Schriftenreihe des Museums- und Geschichtsvereins die 6. Auflage der Fesselschen Gedichte vorgenommen, sie um ein Vorwort und erklärende Randbemerkungen mit historischen Bezügen erweitert. Bei Interesse erhalten Sie das Heft im Museum für 6,00 Euro.