Orgel aus Warbende restauriert
Elfte spielbare Orgel ergänzt die Klangvielfalt im Orgelmuseum der Klosterkirche Malchow
Orgeln altern ebenso wie Menschen, vor allem, wenn sie vernachlässigt werden. Dieses Schicksal traf auch das Instrument in der Kirche von Warbende nahe Neustrelitz: 1907 von der Firma Wilhelm Sauer in Frankfurt an der Oder gebaut, erklang es viele Jahrzehnte in Gottesdiensten. Doch um sein Inneres kümmerte man sich kaum. So rosteten im Laufe der Jahre Schrauben am Holz fest, gingen Tasten kaputt, verstopften Ventile. „Etwa ab Mitte der 1970-er Jahre war die Orgel nicht mehr spielbar“, hat der Leiter des Mecklenburgischen Orgelmuseums in Malchow, Friedrich Drese, rekonstruiert. Die Gemeinde beschloss, das Instrument loszuwerden. Zunächst ließ sie es abbauen und in einer anderen Kirche einlagern. Dass es dort feucht und dunkel war, beschleunigte den Verfall der Teile. Friedrich Drese hat diesen Prozess als Orgelsachverständiger mitverfolgt. „Nachdem man verworfen hatte, diese Sauer-Orgel wieder aufzubauen, suchte ich einen anderen Ort für sie und bot sie der Johanniskirche Neubrandenburg und der Klosterkirche Dargun an. Die Verantwortlichen dort wollten sie aber nicht haben, weil sie wussten, dass sie viel Geld hineinstecken müssten.“
Bei einem seiner Gänge durch die Klosterkirche Malchow, die zum Mecklenburgischen Orgelmuseum gehört, kam Drese der Gedanke: Hierher könnte sie passen! 2016 holte er die Orgelteile aus Warbende nach Malchow. Zunächst stellte man das leere Gehäuse in der Kirche auf. Den Blasebalg reparierte relativ zeitnah die Orgelbaufirma Arnold aus Plau und setzte ihn wieder ein. Für lange Zeit war er das einzige Innenelement im Gehäuse der Warbender Orgel. Friedrich Drese nahm parallel in seiner Werkstatt den Spieltisch auseinander. „Ich bekam bei jedem Arbeitsschritt ein stärkeres Gefühl dafür, wie weit der Verfall des Instruments fortgeschritten war und wie aufwändig die Restaurierung sein würde.“ Ein Mäzen des Orgelmuseums spendete zu jener Zeit glücklicherweise eine beträchtliche Summe für das Instrument. Mit diesem Geld im Rücken beantragte Friedrich Drese Fördermittel von Bund und Land. Der letzte Teilbetrag für die Instandsetzung der Warbender Orgel ging 2023 ein. Die insgesamt 100.000 Euro flossen in alle relevanten Teile der Orgel. Um Windladen, Pfeifen und den Spieltisch kümmerte sich die Firma Scheffler in Sieversdorf, die sich mit Sauer-Orgeln gut auskennt. Diejenigen Metallpfeifen, die verlorengegangen waren, wurden nachgebaut. Friedrich Drese selbst setzte viele der 171 Holzpfeifen wieder instand. Vor einigen Monaten waren alle Bestandteile fertig. Mit Unterstützung seiner Mitarbeiter baute der Leiter des Orgelmuseums sie vor Ort wieder ein. „In dieser Zeit lagen die dünnen Rohre, die zu den Pfeifen führen, alle nebeneinander auf dem Boden der Kirche.
Aneinandergereiht sind das um die fünfhundert Meter.“ In wochenlanger Arbeit ordneten die Malchower die Rohre und die Pfeifen einander zu. Als letzte Aktion reisten im Oktober zwei Orgelbauer der Firma Scheffler an und intonierten die Orgel – testeten sie und justierten bei Bedarf wichtige Teile so nach, dass sich das richtige Klangbild ergibt. „Sie hört sich nun hervorragend an“, lobt Friedrich Drese. Das Instrument, das seinen Platz rechts auf dem sogenannten Damenchor gefunden hat, wo früher die Stiftsdamen saßen, klingt wieder so, wie es einst gedacht war: hochromantisch. „Das bedeutet, dass der Ton im Unterschied zu Instrumenten aus anderen Zeiten oft auf gleicher Höhe bleibt, die Lautstärke sich aber gut nuancieren lässt“, erläutert Drese. Damit füllt diese mittelgroße Orgel eine klangliche Lücke innerhalb des Museums. Die restaurierte Wilhelm-Sauer-Orgel hat nicht nur elf Register, sie ist auch innerhalb der Klosterkirche das Instrument Nummer elf. Friedrich Drese hat sie bei Veranstaltungen und Führungen bereits gespielt, aber eine offizielle und feierliche Wiedereinweihung steht noch aus. Der Orgelexperte könnte sich diese Zeremonie im nächsten Frühling vorstellen.
Derweil ist er bereits mit Orgel Nummer zwölf beschäftigt, einem eher kleinen Exemplar, das 2023 aus Anklam abgegeben wurde. In dieses sogenannte Orgel-Positiv, ein tragbares Instrument, muss er noch neue Pfeifen einsetzen. Allmählich wird der Platz knapp im Mecklenburgischen Orgelmuseum, was schade ist, da vor allem in den Dorfkirchen der Region noch zahlreiche Königinnen der Instrumente auf ihre Rettung warten. Doch eine weitere große Orgel passt nicht mehr hinein. Für das kleine Positiv hat sich noch ein Eckchen gefunden. „Vielleicht hole ich das Instrument aber auch hierher ins ehemalige Patronatshaus, wo der andere Teil des Museums untergebracht ist. Das ist noch nicht entschieden“, meint Friedrich Drese.