
Vor 25 Jahren wurde das Mecklenburgische Orgelmuseum in Malchow gegründet. Der Orgelbauer und Kirchenmusiker Friedrich Drese übernahm zum offiziellen Gründungsdatum am 1. September 1997 die Leitung der damals noch überschaubaren Sammlung und baut sie seitdem Stück für Stück auf. „Festlich begangen habe ich das Jubiläum nicht, weil die Hälfte des Museums, die sich im Orgelhaus befindet, seit drei Jahren aufgrund der Sanierungsarbeiten am Gebäude nicht öffentlich zugänglich ist und dieses Provisorium nicht zum Feiern einlädt“, sagt der 62-jährige. Doch die Faszination für das Instrument Orgel und seine vielfältige Tätigkeit geben Friedrich Drese Kraft, sich auf den Tag zu freuen, wenn das Orgelmuseum wieder vollständig geöffnet sein und in neuem Glanz erstrahlen wird.
Fünfzig Jahre ist es her, dass die Königin der Instrumente Friedrich Drese in ihren Bann zog und seitdem nicht wieder losließ. „Als ich zwölf Jahre alt war, schenkten mir meine Eltern ein Buch über den großen Orgelbauer Gottfried Silbermann. Ich las es voller Begeisterung durch und wusste: Ich will auch Orgelbauer werden!“ Schon zwei Jahre später ging er den ersten Schritt, um seinen Entschluss in die Tat umzusetzen: Der Vierzehnjährige nahm einen Ferienjob bei dem renommierten Orgelbauunternehmen Jehmlich in der Nähe seiner Heimat in Kesselsdorf bei Dresden an. Fortan arbeitete er in allen Schulferien dort und ergatterte durch das, was er gelernt hatte, eine der raren Lehrstellen bei dem Orgelbauer. Nach dem Abschluss blieb er noch eine Weile bei seinem Ausbildungsbetrieb, studierte später Kirchenmusik und zog 1990 nach Röbel, wo er sieben Jahre die Orgeln der beiden Kirchen spielte. „Die Orgel ist einfach ein tolles Instrument mit einer unglaublichen klanglichen Vielfalt. Sie kann sogar andere Instrumente imitieren und weckt bei mir stets eine besondere Stimmung“, schwärmt der Orgelexperte.

In den 90-er Jahren übernahm Friedrich Drese auch die Stelle des mecklenburgischen Orgelsachverständigen. „Dabei fuhr ich kreuz und quer durchs Land und besuchte verschiedene Gebäude, wo sich Orgeln oder Orgelteile befanden, die oft in schlechtem Zustand waren. Ich wollte so viel wie möglich davon sichern und an einem Ort zusammenführen. Zu dieser Zeit kam ich mit dem Bürgermeister Malchows in Kontakt, der mir dafür Räume auf dem Kloster anbot.“ Drese entwickelte dann ein Konzept für ein Orgelmuseum, das offiziell am 1. September gegründet wurde. „Die Entscheidung dafür habe ich nie bereut“, sagt der Museumsleiter. Gemeinsam mit dem Hausmeister Hartmut Gall baute er dann Stück für Stück die Sammlung auf. Sie ist nun in zwei Komplexen untergebracht: Die meisten großen Orgeln sind in der Klosterkirche ausgestellt. Gegenüber, im ehemaligen Pfarrhaus und heutigen Orgelhaus, findet man einige kleinere Instrumente und viel Hintergrundmaterial. Auch eine Fachbibliothek und eine Schallplattenkollektion mit Orgelmusik wurden angelegt. Ein Depot und eine Werkstatt dienen dazu, Material aufzubewahren und zu reparieren. „Die erste Orgel haben wir 1997 aus Bargteheide geschenkt bekommen. Das ist unsere sogenannte „Modellorgel“, auf der auch Besucher spielen dürfen. Danach folgte pro Jahr etwa ein weiteres Instrument. Die meisten Orgeln hier sind eigentlich Leihgaben, könnten also theoretisch von den Kirchgemeinden zurückgefordert werden.“ Tatsächlich wollte bisher nur einmal eine Gemeinde ihre Orgel wiederhaben, als sie ihre Kirche saniert hatte.
Mit dem derzeitigen Provisorium ist Friedrich Drese natürlich nicht zufrieden. Seit drei Jahren wird am Orgelhaus das Dach saniert. Die Hälfte der Ausstellung ist so nicht öffentlich zugänglich. Einen Teil der Exponate mussten der Museumsleiter und seine Mitarbeiter „einhausen“, um ihn gegen Schmutz und Feuchtigkeit zu schützen. Der andere Teil wurde ausgelagert. Veranstaltungen, die sonst in diesem Gebäude stattfinden würden, müssen seit Beginn der Sanierung entfallen. „Das dauert alles zu lange“, kommentiert Drese. Er sorgt sich darum, dass die wertvollen Gegenstände trotz der Schutzmaßnahmen unter den Bedingungen leiden. Daher stand ihm der Sinn auch nicht danach, sein 25-jähriges Dienstjubiläum, das gleichzeitig der 25. Geburtstag des Museums ist, zu feiern. Er hofft nun, dass im nächsten Frühjahr zumindest die Verwaltung aus ihrem derzeitigen Provisorium in den Häusern des ehemaligen Damenstiftes wieder in das Orgelhaus einziehen kann. Parallel dazu und danach sollen dann die Ausstellungsräume wieder hergerichtet werden. Die Immobilien gehören der Stadt Malchow, während der Kultur- und Sportring Malchow e. V. (KSR) das Museum betreibt. Im Orgelmuseum arbeiten neben Friedrich Drese eine Assistentin, ein Hausmeister, saisonal eine Kassiererin und derzeit ein FSJler, den sich die Einrichtung mit dem Kunstmuseum teilt. Es gibt auch ehrenamtliche Mitarbeiter.
Wie Friedrich Dreses Arbeitstag verläuft, ist saisonabhängig. Einzige Konstante: Er beginnt früh, denn der Warener sitzt meist bereits gegen 7 Uhr an seinem Schreibtisch und schaut seine Mails durch. Wenn er später am Tag nicht über Land unterwegs ist und Orgeln besichtigt, um das Mecklenburgische Orgelinventar zu aktualisieren, bereitet er Veranstaltungen vor, recherchiert, kümmert sich um den Bestand, pflegt neue Literatur ins System ein oder übt auch selbst auf dem Instrument. „Im Frühjahr müssen wir zusätzlich alle Orgeln durchsehen, nach Fehlern suchen, gegebenenfalls nachstimmen, damit sie wieder schön und richtig klingen.“ Derzeit bereitet Friedrich Drese zudem eine Sonderausstellung zur Mecklenburger Orgelgeschichte vor. Sie soll „40 Jahre Orgelrestauration in Mecklenburg“ heißen. Früher habe man Orgeln nur repariert und sei sich erst vor einigen Jahrzehnten bewusst geworden, dass das zu wenig ist. Man müsse mit viel Recherche und detektivischer Kleinarbeit herausfinden, wie die Orgel ursprünglich aufgebaut war und geklungen habe, anstatt nur Teile auszutauschen, die kaputt seien. „Denn jede Orgel ist ein Kunstwerk. Das wollen wir würdigen“, betont der Museumsleiter.