
Am morgigen 22. März 2022 findet der diesjährige Deutsche Schmerz- und Palliativtag statt. Wie auch schon im vergangenen Jahr können sich schmerztherapeutisch interessierte Ärztinnen und Ärzte sowie andere Gruppen online treffen und aktuelles Wissen aneignen. In diesem Jahr soll es besonders um die Individualisierung statt Standardisierung gehen. Die Palliativstation der Klinik Amsee nimmt teil und möchte auf die schon 10-jährige Geschichte aufmerksam machen.
Die Versorgung unheilbar Kranker ist im ländlichen Raum in Mecklenburg-Vorpommern durch die geringe Dichte der Leistungserbringer und die notwendige spezielle Ausbildung der Pflegekräfte eine ständige Herausforderung. Jeder möchte seine Angehörigen möglichst wohnortnah und in guten Händen behandelt wissen. Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) wies kürzlich im Landtag auf dieses Spannungsfeld hin und sicherte in den kommenden Jahren den Ausbau der bestehenden Strukturen zu. „Die Entwicklung innovativer, regional orientierter Versorgungskonzepte, auch unter Einbeziehung telemedizinischer Funktionalitäten und e-Health, könnte beispielsweise strukturelle Lücken, gerade in ländlichen Regionen, abdecken,“ sagte Drese.
"In diesem Jahr bietet die Klinik Amsee seit 10 Jahren ein palliativmedizinisches Angebot mit acht Betten für die Stadt Waren (Müritz) und den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Damit haben wir eine Vorreiterrolle übernommen." erläutert Katharina Paetow, Geschäftsführerin der Klinik Amsee. Dabei sei die Station ein Teil des verlässlichen Partners in einem ganzen Netzwerk von spezialisierten Teams für die ambulante Palliativversorgung (SAPVs), ambulanten Hospizdiensten, Pflegediensten und den Hausärzten.
Darum Palliativmedizin!
Die Aufgabe der Palliativmedizin ist es, kurz gesagt, die Leiden unheilbar Kranker zu lindern und deren Lebensqualität möglichst zu verbessern. Die Lebenserwartung kann dabei von wenigen Tagen bis mehrere Jahre betragen. Für diese Aufgabe steht erfahrenes Stammpersonal bestehend aus den fachärztlichen Palliativmedizinern PD Dr. med. habil. Schäper und Dr. med. Nonnenmacher, speziell ausgebildeten Pflegekräften und anderen Berufsgruppen zur Verfügung. Das Besondere ist die ganzheitliche Betreuung. "Bevor wir den Patienten betreuen, lernt unser Team die Patientin oder den Patienten kennen und sucht gemeinsam nach der bestmöglichen Therapie.", so die Stationsleiterin der Palliativstation in der Klinik Amsee, Kathrin Boneß. Das Team kann dabei auf Physiotherapeuten, eine Aromatherapeutin, eine Heilpraktikerin, einen Musiktherapeuten, eine Sozialarbeiterin, eine Psychologin und einen Seelsorger zurückgreifen. Zusammen ermöglicht das erfahrene Team eine bestmögliche Behandlung.
Was kann vs. was ist noch sinnvoll? - Das Ethikkomitee berät
Bei Fragen zwischen Leben und Tod gibt es oft kein schwarz und weiß. Individuelle Antworten auf ethische Fragen in der Behandlung kann das klinische Ethikkomitee (KEK) erarbeiten. "Als diakonisches Unternehmen nehmen wir die spirituellen Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten wahr und integrieren diese in die Therapie bzw. in das Gesamtkonzept der palliativen Arbeit. Im Mittelpunkt unserer Zuwendungskultur steht der Patient bzw. die Patientin als Person, nicht die Krankheit. Das Ziel ist nicht ausschließlich Heilung, sondern die Ermöglichung eines als sinnvoll erfahrenen Lebens, ob mit oder ohne Krankheit. Tod und Sterben werden als Teil des Lebens zugelassen und begleitet. Im Kontext dieser biopsychosozial-spirituellen Begleitung unserer Patienten und Patientinnen ist die Seelsorge integraler Bestandteil," erklärt Leif Rother (Krankenhausseelsorger).
Wie kommt mein Angehöriger bzw. meine Angehörige auf die Palliativstation?
Nach der Diagnose einer unheilbaren und lebensverkürzenden Krankheit können Patientinnen und Patienten grundsätzlich durch ihren Hausarzt bzw. Hausärztin oder ihren behandelnden Facharzt bzw. Fachärztin eingewiesen werden. Außerdem kann das SAPV-Team die stationäre Aufnahme empfehlen. Ein Bett auf einer Palliativstation zu bekommen ist aber immer noch leider nicht selbstverständlich. Es gibt einfach noch zu wenige.
Besuch trotz Corona?
Normalerweise sind jegliche Besuche im Krankenhaus während der Coronapandemie nur schwer möglich. Bei unheilbar Kranken mit einer begrenzten Lebenserwartung kann das aber nicht das Maß aller Dinge sein. Es ist ein Balanceakt, das richtige Maß an Kontakt zu Angehörigen zu ermöglichen und die Patientinnen und Patienten und die Mitarbeitenden vor Ansteckung zu schützen. Deshalb ermöglicht die Klinik Amsee Besuche auch unter Pandemiebedingungen.