
Im Januar unterzeichnete die Fleesenseeschule Malchow mit dem Collège Vercors in Grenoble und dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) einen Vertrag über eine digitale Partnerschaft zwischen den beiden Schulen. Malchower Jugendliche der achten und neunten Klassen lernen dabei ihre französischen Altersgenossen zunächst online kennen und bereiten so schon ein persönliches Treffen vor, das für das Jahr 2024 geplant ist. „Der direkte Kontakt zur Lebenswelt ihrer Gleichaltrigen in Frankreich motiviert die Schüler sehr“, sagt die Französischlehrerin Christiane Behling, die die Partnerschaft initiiert hat.
Beim Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) wird Austausch großgeschrieben. Man möchte die Beziehungen zwischen jungen Menschen in Deutschland und Frankreich intensivieren, das gegenseitige Verständnis vertiefen und die Kultur des jeweiligen Nachbarlandes vermitteln, heißt es auf der Homepage. Christiane Behling hat lange beim DFJW in Berlin gearbeitet, bevor sie nach Mecklenburg-Vorpommern zog, im Mai 2022 an der Fleesenseeschule Französisch zu unterrichten begann und den Gedanken des Austauschs auch hier umsetzen wollte. „Ich schaltete daher im letzten Sommer auf der Internetseite des DFJW eine Kleinanzeige, dass wir eine französische Partnerschule für das Modell der digitalen Schulpartnerschaft suchen, das das DFJW anbietet. Es meldete sich unter anderem das Collège Vercors in Grenoble, das gut passte“, berichtet die Lehrerin. Zu Beginn des Schuljahres holten sie und ihr französisches Pendant, die Deutschlehrerin Elisa Groth, die Zustimmung der jeweiligen Schulleitungen ein. Im Januar 2023 unterzeichneten diese den Vertrag mit dem DFJW. „Diese Zusammenarbeit auf drei Säulen hat gegenüber anderen Modellen den Vorteil, dass sie auf einem breiten Fundament steht und langfristig angelegt ist“, fügt Christiane Behling hinzu. Vom Austausch mit den Altersgenossen in Frankreich profitieren die Malchower Jugendlichen gleich mehrfach: Sie bekommen einen Einblick in die französische Lebenswelt, die in unserem Alltag ja weniger präsent ist als die angloamerikanische. Sie entwickeln Kontakte zu Gleichaltrigen, können über ihren Tellerrand schauen, erfahren, dass sie Französisch nicht nur für die Schule lernen, bauen Hemmungen im Sprachgebrauch ab. Dies gilt, auf deren Lebenswelt übertragen, natürlich ebenfalls für die französischen Schüler. „Grenoble ist auch geografisch interessant, weil es als Wintersportort in den Alpen und als Universitätsstadt ganz anders ist als Malchow“, betont die Französischlehrerin.
Auf Malchower Seite sind die Klassen 8A und 9B des gymnasialen Zweigs beteiligt, die Französisch als zweite Fremdsprache im zweiten beziehungsweise dritten Jahr lernen. Sie arbeiten mit zwei Klassen in Grenoble zusammen, die altersmäßig vergleichbar sind und Deutsch lernen. „Meist sind die französischen Schüler, deren Klassenstufe der der Malchower entspricht, ein wenig jünger, weil man in unserem Nachbarland mit fünf bis sechs Jahren in die Schule kommt“, sagt Christiane Behling. Sie hat für die ersten digitalen Schritte auf Tele-Tandem, der Lernplattform des DFJW, einen virtuellen Kursraum für beide Klassen mit ihren Partnern eingerichtet. Dort stellten sich die französischen Partner der neunten Klasse mit selbst geschriebenen und eingesprochenen Texten vor, die sie mit einem Foto von sich hochluden. Dasselbe werden die deutschen Schüler demnächst tun. Die achte Klasse in Malchow drehte ein Video mit Fragen an die Schüler des Nachbarlandes, welche diese per Video beantworteten. Auch Broschüren über die Heimatstädte wurden erstellt. „Unsere Schüler können sich bei dieser Arbeit direkt von ihrem Gegenüber abschauen, wie man bestimmte Dinge formuliert. Das ist sehr motivierend für sie“, erläutert die Lehrerin. Sie baut die Aktivitäten rund um den Austausch immer dann im Unterricht ein, wenn es gerade passt – wenn sie die Fragestellung im Französischen behandelt, fordert sie die Schüler auf, ihr Gegenüber nach Geschwistern oder Lieblingsfächern zu fragen, geht es um Adjektive, lässt sich das gut für die Beschreibung von Gebäuden beim virtuellen Stadtrundgang nutzen. Mittelfristig sind auf digitaler Ebene länderübergreifende Videokonferenzen und ein deutsch-französischer Kalender geplant, wo beide Schülergruppen monatlich ein Ereignis vorstellen, das für die jeweilige Stadt wichtig ist, wie im Juli in Malchow das Volksfest.
Langfristig soll natürlich aus dem digitalen Austausch ein persönliches Treffen entstehen. „Das DFJW-Programm sieht hierbei sogenannte Drittortbegegnungen vor. Dabei könnten die beiden Gruppen an einem Ort nahe der deutsch-französischen Grenze zusammenkommen und dort in einer Jugendherberge in ländergemischten Zimmern wohnen. So wäre es möglich, außerhalb der Schule selbst intensiv an gemeinsamen Projekten zu arbeiten“, sagt Christiane Behling. Für diese Veranstaltung ist das Jahr 2024 anvisiert. Bis dahin haben die Schüler noch viel Zeit, sich digital kennen zu lernen und auf das persönliche Treffen zu freuen.