
Die Landesregierung ist bei der Reaktivierung der Darßbahn einen wichtigen Schritt vorangekommen. Ein von der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu einem Nutzen-Kosten-Verhältnis von 2,04. Eine Reaktivierung der Strecke gilt damit als volkswirtschaftlich sinnvoll. Damit ist eine wichtige Voraussetzung zur angestrebten anteiligen Finanzierung aus Finanzhilfen des Bundes nach Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) genommen.
„Für die Landesregierung ist klar: Die Darßbahn muss kommen. Sie ist eines der wichtigsten Großprojekte für den Landesteil Vorpommern. Sie hat eine hohe Bedeutung für die touristische und wirtschaftliche Entwicklung wie auch für die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort. Der Darß ist einer der attraktivsten Tourismusregionen unseres Landes und braucht eine gute Schienenanbindung. Das Gutachten bestätigt den Nutzen dieses Projektes“, erklärte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig heute in Schwerin.
„„Die Reaktivierung der Darßbahn ist Teil unserer Mobilitätsoffensive. Diese wirkt sich positiv über den Landkreis Vorpommern-Rügen hinaus bis nach Rostock und Greifswald auf die Mobilität der Menschen vor Ort und die Touristen aus. Der Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf Bus und Bahn wird nur gelingen, wenn wir durch attraktive Verkehrsangebote sowie moderne digitale Tarife- und Vertriebsstrukturen die Mobilitätswende für Bürgerinnen und Bürger attraktiv gestalten. Über die Mobilitätsoffensive des Landes wollen wir ein Landesmobilitätsnetz mit flächendeckenden schnellen vertakteten Bahn- und Busangeboten und Rufbussen, die auch die kleinsten Dörfer des Landes erschließen, schaffen“, sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Ines Jesse.
„Wir wollen Großprojekte in Vorpommern voranbringen, um den östlichen Landesteil zu entwickeln. Die touristischen Schwerpunktregionen des Landes liegen mit dem Darß, der Insel Rügen und Hiddensee sowie der Insel Usedom im östlichen Landesteil. Alle verkehrspolitischen Maßnahmen in dieser Wahlperiode sind von entscheidender Bedeutung - die Darßbahn und die Südanbindung der Insel Usedom gleichermaßen. Es freut mich sehr, dass wir hier jetzt einen entscheidenden Schritt vorankommen“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg Heiko Miraß.
Die VMV hatte im Auftrag des Landes eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung beziehungsweise Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) zum Vorhaben „Reaktivierung Darßbahn“ ausgeschrieben und PTV Transport Consult GmbH bezuschlagt (Kosten: 76.000 Euro).
Staatssekretär Heiko Miraß betonte die besondere Bedeutung des Vorhabens für die qualitative Weiterentwicklung des Tourismus im östlichen Landesteil. „Die Menschen besuchen unsere Küstenregionen wegen ihrer landschaftlichen Schönheit und der intakten Natur. Ein Tourismus, der dazu passt, muss künftig noch viel stärker auf Bus und Bahn setzen und sich von der starken Fokussierung auf den Individualverkehr lösen. Mit der Darßbahn wird es künftig wesentlich attraktiver, uns mit dem Zug zu erreichen - ein wichtiger Schritt zur Profilierung Vorpommerns als Vorbildregion für nachhaltigen Tourismus“, so der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern und das östliche Mecklenburg.
Daniel Bischof, Geschäftsführer der VMV ergänzte: „Die Darßbahn wird als wichtiger Teil der Mobilitätsoffensive die Anbindung der Region für Einheimische und Touristen auf eine neue Ebene heben. Mein Dank gilt allen, die an der Erarbeitung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung mitgearbeitet haben und insbesondere dem Landkreis Vorpommern-Rügen und der Usedomer Bäderbahn für die Bereitstellung wichtiger Daten.“
Vier Bauabschnitte auf einer Länge von 19,3 Kilometern vorgesehen
Vorgesehen ist eine Reaktivierung der Strecke Barth - Zingst - Prerow in vier Bauabschnitten auf einer Länge von 19,3 Kilometern. Die Usedomer Bäderbahn GmbH wird als Infrastrukturbetreiber der Strecke und der Verkehrsanlagen als offizieller Vorhabenträger fungieren – mit Ausnahme der Neuerrichtung der Meiningenbrücke als kombinierte Brücke für Straße und Schiene, für die die Vorhabenträgerschaft das Landesamt für Straßenbau und Verkehr übernommen hat. Mit dem Vorhaben verbunden ist die Sanierung und der Wiederaufbau der noch vorhandenen Infrastruktur auf der bestehenden Trasse zwischen Barth und Bresewitz sowie die Erstellung der Schienenstrecke von Bresewitz bis Prerow mit zum Teil neuer Trassenführung. Um eine Förderung des Bundes beantragen zu können, ist der Nachweis des volkswirtschaftlichen Nutzens im Rahmen einer Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) nach dem vom Bund vorgegebenen Verfahren der „Standardisierten Bewertung“ notwendig. Im Ergebnis muss der Nutzen einer Maßnahme die Kosten übersteigen (Nutzen-Kosten-Verhältnis > 1).
Weiteres Vorgehen:
Mit der nun abgeschlossenen Nutzen-Kosten-Untersuchung wurde formell eine wichtige Hürde zur angestrebten anteiligen Finanzierung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) genommen. Nach einer ersten groben Schätzung muss derzeit von einem Gesamtvolumen von rund 204 Millionen Euro ausgegangen werden. Die Finanzierung eines Landesanteiles ist aus Regionalisierungsmitteln vorgesehen. Ziel ist, dass der Finanzierungsantrag für die GVFG-Finanzhilfen bis zum Sommer 2024 gestellt wird.
Informationen zur Wirtschaftlichkeitsuntersuchung
Zum relativ hohen Nutzen führten im Wesentlichen:
- der touristische Verkehr,
- deutliche Reisezeitgewinne, die sich aus der Verkürzung von Reisezeiten durch neue direkte Verbindungen (Prerow – Zingst – Barth – Velgast – Stralsund) mit dem Schienenpersonennahverkehr ergeben,
- die Verbesserung der Anbindung der Region an die Zentren und damit der Erreichbarkeit von öffentlichen Dienstleistungen und Infrastrukturen (Daseinsvorsorge) mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Weitere positive Nutzenkomponenten sind:
- die zu erwartende Steigerung der Fahrgastnachfrage und Reduzierung der Verkehrsleistung des motorisierten Individualverkehrs,
- die zu erwartende Erhöhung der Fahrgeldeinnahmen,
- vermiedene Unfallschäden (Folgekosten),
- vermiedene Emissionen: Kohlenstoffdioxid und sonstige Schadstoffe.
Zur Kostenrechnung gehören:
- Investitionskosten für die zu errichtende Infrastruktur,
- Kosten des Unterhalts für die neue Infrastruktur,
- Betrieb des Schienenpersonennahverkehrs (RB25).