Skulptur "KZ-Außenlager Malchow" als Mahnung
Metallkünstlers Gerd Schneider aus Sandhausen erschafft eine Zwangsarbeiterin

Ein Künstler aus Sandhausen erschafft die lebensgroße Skulptur einer Zwangsarbeiterin im KZ-Außenlager Malchow. Sie soll bis zur geplanten Gedenkwoche zum 80. Jahrestag der Lagerbefreiung im Mai fertig sein und einen würdigen Platz innerhalb des Gedenkorts finden. Das Modell, das Gerd Benedix aus dem Karton im Stadtarchiv Malchow nimmt, ist rund fünfzehn Zentimeter hoch. Die weibliche Metallfigur steht an einem Arbeitstisch und füllt etwas ab. Metallstäbe umgeben sie. „Die Skulptur stellt eine Zwangsarbeiterin dar, die in einem unterirdischen Raum in der Malchower Munitionsfabrik den Sprengstoff Nitropenta portioniert. Die Stäbe, die sie umgeben, symbolisieren ihre Gefangenschaft“, erläutert der Archivar. Die kleine Frau, die Holzpantinen und ein Kopftuch trägt, ist schon einige Jahre alt: Dieses Werk des Metallkünstlers Gerd Schneider aus Sandhausen wurde bereits 2019 im Rathaus Malchow einem Kreis Interessierter gezeigt. Seitdem schlummert es in seinem Karton im Stadtarchiv. Im kommenden Mai wird es achtzig Jahre her sein, dass die sowjetische Armee das KZ-Außenlager Malchow befreite.
Auf dem Areal am Rande der Inselstadt lebten auch die Zwangsarbeiterinnen. Die Stadt begeht diesen Jahrestag nicht nur mit einer Gedenkveranstaltung an einem Samstag Anfang Mai wie sonst, sondern organisiert eine ganze Gedenkwoche. Daher beauftragte sie schließlich Ende des Jahres 2024 Gerd Schneider, eine lebensgroße Skulptur der Zwangsarbeiterin nach seinem Modell zu fertigen. „Diese wird rund 13.000 Euro kosten. Die Stadt geht dafür erst einmal in Vorleistung, möchte aber auch die Einwohner einbeziehen und hat sie daher aufgerufen zu spenden“, berichtet Bürgermeister René Putzar. Der Künstler arbeitet derzeit intensiv an der großen Skulptur, die ebenfalls aus Metall bestehen wird. Zum Gesamtwerk, für das rund 250 Arbeitsstunden veranschlagt sind, werden auch ein Tisch aus Eiche, Werkzeug und ein Schraubstock gehören – alles Utensilien der Zwangsarbeiterinnen. Wie die Skulptur in die Gestaltung der Gedenkwoche einbezogen werden wird, steht noch nicht fest. Aber eines ist klar: Sie wird auf einem Sockel stehen und einen würdigen Platz auf dem Gelände des ehemaligen Frauen-Außenlagers in Malchow finden. Dass Gerd Schneider diese Skulptur im fernen Sandhausen, das im Rhein-Neckar-Kreis liegt, bauen kann, ist der Vermittlung des Ehepaars Christiane und Jürgen Seiler zu verdanken.
Die beiden wohnen ebenfalls in Sandhausen und machen seit über zwanzig Jahren an der Mecklenburgischen Seenplatte Urlaub. Sie interessieren sich sehr für die Thematik und trugen bereits vor Jahren mit einer Spende dazu bei, dass auf dem Gelände des ehemaligen Außenlagers eine Gedenktafel aufgestellt wurde. Jürgen Seiler erzählte dann später in seiner Heimatstadt dem Künstler Gerd Schneider von den Entwicklungen rund um das Lager in Malchow. „Ich berichtete ihm auch von dem unterirdischen Munitionswerk, wo Arbeiterinnen Sprengstoff in Hülsen abfüllen mussten. Das grünlich-giftige Nitropenta hinterließ überall Spuren auf Haut, Haaren, Kleidung... Es gelangte auch in die Atemwege“, sagt Jürgen Seiler. Gerd Schneider ging diese Schilderung nicht mehr aus dem Kopf. Aus seinen Gedanken dazu, wie man diese tödliche Zwangsarbeit veranschaulichen könnte, ging zunächst das Modell hervor. Dessen Konzept setzt der Künstler nun Stück für Stück in der Mahnung aus Metall um, die in einigen Monaten in Malchow stehen wird.