
In der Hauptsaison bietet die Inselstadt Malchow wöchentlich zwei historische Stadtführungen für ihre Gäste an. Dabei legt ein Plan der Tourismus-Information fest, welcher der drei Stadtführer zu welchem Termin eingesetzt wird. Das Müritzportal hat den Dienstältesten unter ihnen, Henry Bartels, an einem Dienstagvormittag begleitet und von ihm erfahren, wie er sich auf die Führungen vorbereitet und wie die Resonanz darauf ist.
Von Juni bis September kann man in Malchow jeweils dienstags und donnerstags am Vormittag folgendes Phänomen an der Tourismus-Information beobachten: Ein kleineres oder größeres Grüppchen Besucher bezahlt drin am Tresen die sechs Euro Gebühr, die für Erwachsene fällig werden, und sammelt sich dann draußen vor der Information, die im ältesten Haus auf der Festlandsseite Malchows untergebracht ist. Um 10.45 Uhr begrüßt einer der drei Stadtführer die Gruppe und geht mit ihr schnellen Schrittes auf die Insel, weil kurz danach die Drehbrücke öffnet. Auf den Stufen vor dem „Insulaner“ ist dann Zeit für eine zehnminütige Einführung und die ersten Fragen.
Heute ist – nach dem Plan der Tourismus-Information - Henry Bartels dran. Der Vorstandsvorsitzende des Kultur- und Sportrings Malchow e. V. (KSR), Versicherungskaufmann mit eigener Agentur auf der Insel, ist seit seinem Start im Jahr 2019 Malchows dienstältester Stadtführer. Ebenso wie seine Kollegen Birgit Grapenthin und Klaus Drawe bewegt er sich mit den Gästen entlang einer festen Route: von der Tourismus-Information über Malchows Altstadt auf der Insel und den Erddamm zum Kloster. Wie jeder der drei den Weg individuell gestaltet, bleibt aber ihnen überlassen. Henry Bartels führt seine vierzehn Gäste von der Drehbrücke zunächst zu verschiedenen Punkten auf der Insel, erläutert dort zum Beispiel, welche Funktion die sogenannten Wasserstraßen haben, demonstriert, wie groß das Parkplatzproblem ist, und fasst anhand des Gebäudes der Alten Weberei auf der anderen Seeseite zusammen, welche die wirtschaftlichen Standbeine der Stadt waren und sind. Im Rathaus zeigt er den Sitzungssaal und ein Luftbild der Inselstadt, außen am Haus erklärt er das Stadtwappen.

Am Erddamm geht er darauf ein, dass dieser eine Fährverbindung ersetzte, bei der „Wäsche“ an der Einbiegung Richtung Kloster spricht er über den Wasserstand und die Wasserqualität des Malchower Sees. Am Anleger vorbei geht es schließlich ins Kloster. Hier erfährt das Publikum von ihm Wissenswertes über den Gebäudekomplex und seine ehemaligen Bewohnerinnen, die adligen Stiftsdamen. „Wir sind begeistert von der Stadt. Innerhalb der Seenplatte ist sie etwas Besonderes. Gestern haben wir eine Bootsfahrt unternommen und wollten nun heute noch mehr über die Stadt selber erfahren. Die Zusammenfassung von Herrn Bartels hat uns auch Anstöße dazu gegeben, womit wir uns noch mehr beschäftigen möchten“, sagen Sandra und Ruprecht aus Berlin nach dem Ende der knapp zweistündigen Führung.
Henry Bartels ist mit der Gästezahl heute sehr zufrieden. „Vierzehn Interessenten sind schon am oberen Ende der Skala, die etwa von sechs bis sechzehn Leuten reicht. Dabei hängt es - anders, als man vielleicht denken könnte - nicht immer vom Wetter ab, wie viele kommen“, sagt der Stadtführer. Bei strömendem Regen oder Temperaturen von über 35 Grad fällt die Veranstaltung allerdings meist aus. Doch zur Touristen-Information gehen und schauen, ob jemand dort wartet, muss jeder der drei „Guides“, wenn er im Dienstplan steht - egal, wie das Wetter ist. Sich gut auf die Führungen vorzubereiten, gehört ebenfalls zu den Pflichten der Stadtführer. Henry Bartels verfügt als Malchower natürlich über ein gewisses Grundwissen zu seiner Stadt. Er hat sich auch als Teilnehmer von Führungen in anderen Städten abgeschaut, wie man einen solchen Rundgang aufbauen kann. Vor seiner Premiere musste er jedoch seine Kenntnisse über seine Heimatstadt noch vertiefen: „Ich habe dafür unter anderem die „Hefte zur Stadtgeschichte“ im Stadtarchiv gelesen. Sehr informativ für mich waren auch die Schilder, die die Stadtverwaltung bei verschiedenen Sehenswürdigkeiten aufgestellt hat. Als ich diese studiert hatte, verfügte ich über einen guten Überblick.“ Henry Bartels hat sich danach einen Stichpunktzettel mit den wichtigsten Eckdaten zusammengestellt, den er bei seinen Führungen stets in der Tasche hat. Vor allem die geschichtlichen Daten und andere Zahlenangaben muss er regelmäßig wiederholen. Den größten Teil der Fragen, die ihm die Teilnehmer stellen, kann er dank dieser Vorbereitung beantworten. „Und wenn ich etwas nicht weiß, schlage ich es hinterher nach. So lerne ich auch noch dazu, was meine Stadt angeht“, erzählt der Stadtführer, dem seine Tätigkeit große Freude macht.