Ein Stück Müritz in NRW: Wie ein gebürtiger Mecklenburger in Solingen erfolgreich wurde
Von der Seenplatte ins Bergische Land
Die Geschichte von Thomas Krüger beginnt in Waren an der Müritz, wo er zwischen glitzernden Seen und endlosen Wäldern aufwuchs. Nach seiner Ausbildung zum Koch in einem der renommierten Hotels an der Mecklenburgischen Seenplatte zog es ihn hinaus in die Welt. Stationen in Hamburg und München prägten seinen Werdegang, doch die Sehnsucht nach etwas Eigenem ließ ihn nie los.
Durch Zufall verschlug es ihn nach Nordrhein-Westfalen, wo er zunächst in verschiedenen Gastronomiebetrieben arbeitete. Die pulsierende Wirtschaftsregion bot ihm Chancen, die er in seiner Heimat so nicht gefunden hätte. Dennoch trug er stets die Erinnerungen an die idyllischen Sommertage am Fleesensee und die gemütlichen Cafés in Malchow mit sich. Er merkte, dass das Bergische Land zwar anders klingt und schmeckt, aber denselben Sinn für Bodenständigkeit und Handwerk teilt. Diese Gemeinsamkeit legte den Grundstein für eine Idee, die ihn nicht mehr losließ.
Die Inspiration aus der Heimat
Die Müritzregion prägte Krügers Vorstellung von perfekter Gastfreundschaft nachhaltig. In seiner Jugend arbeitete er in einem kleinen Café direkt am Hafen von Röbel, wo Einheimische und Touristen gleichermaßen die hausgemachten Eiskreationen genossen. Diese Atmosphäre der Gemütlichkeit und Qualität wollte er eines Tages in seinem eigenen Betrieb verwirklichen.
Besonders die regionale Verbundenheit und der persönliche Kontakt zu den Gästen, wie er sie aus Mecklenburg-Vorpommern kannte, sollten zum Grundpfeiler seines Konzepts werden. Die ehrliche Handwerkskunst, ohne industrielle Zusätze und mit viel Liebe zum Detail diese Werte aus seiner Heimat bildeten das Fundament für seine Geschäftsidee. Traditionelle Rezepte aus der Region, verfeinert mit modernen Techniken, sollten sein Markenzeichen werden. Prägend waren auch die Rituale an den Ufern: Wenn die Obststände dufteten, kam das Eis fruchtiger, wenn es kühler wurde, durfte es nussiger sein. Aus diesem Beobachten wuchs sein Anspruch, Zutaten respektvoll zu behandeln und nur zu servieren, was er selbst mit gutem Gefühl empfehlen kann.
Der Traum wird Wirklichkeit
Nach Jahren der Vorbereitung und Planung wagte Krüger schließlich den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Wahl fiel auf Solingen, eine Stadt mit langer Handwerkstradition und aufgeschlossenen Menschen. Sein Traum von der Selbstständigkeit wurde Wirklichkeit: Das Eiscafé in Solingen öffnete seine Türen.
Das Konzept vereinte mecklenburgische Gemütlichkeit mit bergischer Gastlichkeit. Hausgemachtes Eis nach alten Familienrezepten, verfeinert mit regionalen Zutaten aus beiden Regionen, wurde schnell zum Geheimtipp. Die Einrichtung erinnert bewusst an die maritimen Cafés seiner Heimat, mit hellen Farben und natürlichen Materialien. Kleine Details wie Fotografien vom Müritzufer und handgefertigte Keramik aus Waren schaffen eine Brücke zwischen den beiden Welten. Produziert wird in kleinen Chargen, damit die Aromen klar bleiben und Sorten flexibel wechseln können. Das Team wird fortlaufend geschult, etwa in Sensorik und Hygiene, damit Qualität keine Glückssache ist. Transparenz gehört zum Konzept: Herkunft, Allergene und Herstellung werden offen kommuniziert.
Erfolgskonzept mit regionalen Wurzeln
Das Besondere an Krügers Geschäftsmodell ist die gelungene Verschmelzung unterschiedlicher Regionalitäten. Während die Eisrezepte oft von norddeutschen Traditionen inspiriert sind, verwendet er bevorzugt Früchte und Milchprodukte von bergischen Höfen. Diese Kombination schafft einzigartige Geschmackserlebnisse, die seine Gäste begeistern.
Regelmäßig veranstaltet er Themenabende, bei denen er von seiner Heimat erzählt und spezielle Kreationen anbietet, die an die Müritzregion erinnern. Sanddorn-Eis, Holunder-Sorbet oder die beliebte Kreation "Mecklenburger Seenplatte" mit blauem Spirulina-Eis und weißen Schokoladenstückchen sind nur einige Beispiele. Diese authentische Verbindung zur Heimat macht sein Café zu einem besonderen Ort der Begegnung, wo Geschichten geteilt und neue Freundschaften geschlossen werden. Feedback aus dem Gastraum fließt direkt in die Vitrine: Was überzeugt, bleibt, was Fragen aufwirft, wird überarbeitet. Auch pflanzliche Varianten erhalten Raum, ohne missionarischen Ton, sondern aus Respekt vor unterschiedlichen Vorlieben.
Brückenschlag zwischen zwei Welten
Krügers Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie regionale Identität auch in der Ferne bewahrt und erfolgreich in ein Geschäftskonzept integriert werden kann. Mittlerweile ist sein Café nicht nur bei Solingern beliebt, sondern zieht auch Gäste aus der weiteren Umgebung an, darunter einige ehemalige Mecklenburger, die ihre Heimat vermissen.
Für die Zukunft plant er, seine Verbindung zur Müritzregion weiter zu stärken. Kooperationen mit Produzenten aus seiner alten Heimat sind angedacht, um originale Zutaten für besondere Kreationen zu beziehen. Sein Erfolg inspiriert andere Auswanderer aus Mecklenburg-Vorpommern, ihre regionalen Wurzeln als Stärke zu begreifen und in ihre beruflichen Projekte einfließen zu lassen. So wird aus einem persönlichen Lebensweg eine Erfolgsgeschichte, die beide Regionen miteinander verbindet. Geplant sind kleine Ausstellungen mit Fotografien aus der Seenlandschaft und Gespräche mit Gästen, die eigene Erinnerungen beisteuern. Auf diese Weise bleibt die Müritz nicht bloß Kulisse, sondern lebendige Referenz, die im städtischen Alltag anklingt.