Zum 13. und letzten Mal in dieser Legislaturperiode trafen sich die Kirchenkreisräte (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) und des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg (ELKM) zu einer gemeinsamen Beratung. Die stellvertretende Vorsitzende des mecklenburgischen Kirchenkreisrats, Bettina von Wahl, und der Vorsitzende des pommerschen Kirchenkreisrats, Propst Gerd Panknin, begrüßten die Mitglieder in den Räumen der neuen Kirchenkreisverwaltung in Güstrow. Am 20. Januar 2024 ebenfalls anwesend war Tilman Jeremias. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern ist ständiger Gast im Austausch- und Beratungsgremium.
„Wir treffen uns in Zeiten vielfaltiger Herausforderungen und Umbrüche in unserer Kirche und in unserer Gesellschaft. Daher ist unsere gewachsene Zusammenarbeit wichtiger denn je“, unterstrich Bettina von Wahl und schlug zugleich vor, dass sich auch die Synoden wieder einmal zum Austausch treffen sollten. Die Kirchenparlamente waren im Herbst 2023 neu gewählt worden und konstituieren sich im Frühjahr. Dann werden ebenso die Mitglieder in den Kirchenkreisräten neu gewählt.
Bischof Tilman Jeremias: Diese Zusammenarbeit ist ein Segen
Vor diesem Hintergrund dankte Bischof Tilman Jeremias eingangs seines Berichts allen Mitgliedern beider Leitungsgremien herzlich für ihr Engagement in den vergangenen sechs Jahren. „Nur so funktioniert unsere Kirche. Dazu gehören der gegenseitige Austausch und das Zusammenwirken. Dass dies trotz unterschiedlicher Auffassungen in manchen Fragen so gut geht, ist ein Segen“, so der Bischof.
Tilman Jeremias berichtete den Kirchenkreisratsmitgliedern unter anderem aus der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die nach dem Rücktritt der Ratsvorsitzenden in eine „wacklige Situation“ geraten sei. Zum Glück agiere die Hamburger Bischof Kirsten Fehrs, die derzeit den Rat leitet, hilfreich. Ein weiteres Thema für die evangelische Kirche sei der Umgang mit der AfD. „Hier sollten wir uns klar in der Sache bei rechtsextremistischen Aussagen äußern und zugleich den Kontakt und die Gesprächsoffenheit mit AfD-Wählerinnen und -Wählern halten“, skizzierte der Bischof die Gratwanderung.
Zudem sprach der Bischof über Herausforderungen, vor denen die beiden Kirchenkreise stehen. Der Fachkräftemangel beschäftige alle Kirchenkreise der Nordkirche. Das betreffe nicht nur Pastorinnen und Pastoren, sondern alle Bereiche. Besonders schwer sei es, Menschen und insbesondere Frauen für das pröpstliche Amt zu motivieren, sagte der Bischof und bedauerte die gescheiterte Wahl der Kandidatin im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis. Zugleich freue er sich, dass er Sabine Schümann ab März als neue mecklenburgische Pröpstin in das Leitungsamt einführen könne.
Religiosität schwindet – Fokus auf junge Menschen lenken
Im Blick auf die neueste Untersuchung zur Kirchenmitgliedschaft stellte Bischof Jeremias fest, dass die Religiosität in Deutschland abbricht. So sagen laut Kirchenmitgliedschafts-Untersuchung (KMU) rund 56 Prozent der Menschen, sie seien säkular. Parallel gleiche sich die kirchliche Religiosität in Ost (9 Prozent) und West (14 Prozent) weiter an. „Deshalb sollte die Arbeit mit Kindern- und Jugendlichen weiter einen Schwerpunkt unserer Angebote ausmachen“, betonte der Bischof. Während der Mitarbeitertagung der Kinder- und Jugendarbeit (MAT) in Salem bei Malchin Mitte Januar habe er erneut einen gemeinsamen Geist spüren können. „In den beiden Kirchenkreisen engagieren sich im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen viele Menschen mit großer Kreativität, sind mit ganzem Herzen dabei und gehen offen auf junge Menschen zu“, zeigte sich Tilman Jeremias begeistert.
Projekt TEO soll zu seinen Wurzeln zurückkehren
Passend dazu stellte Dr. Gerhard Altenburg, der das Zentrum Kirchlicher Dienste im Kirchenkreis Mecklenburg leitet, auf der Beratung den Konzeptzentwurf einer Arbeitsgruppe der Koordinierungskommission des Sprengels vor, mit dem zunächst für drei Jahre das bekannte schulkooperative Projekt „Tage Ethischer Orientierung – TEO“ in Mecklenburg-Vorpommern fortgeführt werden könnte. Für die Überlegungen gab es viel Zustimmung. Im Februar wollen beide Kirchenkreisräte dazu beschließen.
Hintergrund: Die Tage Ethischer Orientierung, kurz TEO genannt, sind seit 1999 in Mecklenburg-Vorpommern als besondere Bildungstage ein Modell kirchlich-schulischer Kooperation mit Angeboten für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen. Das inzwischen auch in Sachsen und Bayern erfolgreich erprobte Modell basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz und spricht die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen an. Nach 2012 hatte ein landeskirchlicher Hauptbereich die TEO-Verantwortung für die Nordkirche übernommen. Jetzt soll das Projekt – auch mit Unterstützung des Landes – mit neuer Trägerschaft nach MV zurückkehren.
Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens, nach Wertevorstellungen und Zielrichtungen, Verhaltensweisen, Verantwortlichkeiten und zum Überdenken der eigenen Positionen, Gefühle und Ziele spielen in den TEO-Veranstaltungen eine Rolle. Während der Projekttage wird versucht, Kindern und Jugendlichen Freiräume aufzuzeigen und im Modus des Dialogs Impulse für die Orientierung im Alltag zu geben.
Künftige Gemeindestrukturen sind überall das Thema
Die Mitglieder der beiden Kirchenkreisräte hörten darüber hinaus die Berichte aus den Kirchenkreisen und erörterten im gemeinsamen Austausch, in welchen Bereichen und in welcher Weise die Aufgaben der Zukunft gemeinschaftlich bewältigt werden könnten.
Im Hinblick auf künftige Gemeindestrukturen war in der Diskussion von gewissen Mindestgrößen für Kirchengemeinden ebenso die Rede, wie von Team-Bildungen und kooperativen Räumen, um mit weniger Personal weiterhin vor Ort erkennbar ansprechbar zu sein und das Evangelium zu verkündigen. „Kirche muss nur dort sein, wo Menschen da sind und Gemeinde wollen“, formulierte Propst Marcus Antonioli (ELKM) zugespitzt. Propst Gerd Panknin (PEK) plädierte für seinen pommerschen Kirchenkreis für einen „solidarischen Ausgleich zwischen finanzstärkeren und finanzschwächeren Gemeinden“. Und Bettina von Wahl (ELKM) berichtete, dass die vier Gemeinden in der kleinsten Kirchenregion Stavenhagen überlegen, sich eventuell zu einer Kirchengemeinde zusammenzuschließen, da die Chance gesehen werde, „Kirche zu bauen, mit denen die da sind“.
Stichwort Kirchenkreisräte
Die Kirchenkreisräte der beiden Kirchenkreise vertreten ihre jeweiligen Kirchenkreise in allen Angelegenheiten. Sie führen die Aufsicht über die 341 Kirchengemeinden (139 im PEK und 202 im ELKM) und ihre Verbände sowie über die Dienste und Werke und erteilen die erforderlichen Genehmigungen. Beide Gremien bestehen aus jeweils 13 Mitgliedern. Ihnen gehören die Pröpstinnen und Pröpste der drei (PEK) beziehungsweise vier (ELKM) Propsteien der Kirchenkreise als geborene Mitglieder an. Die weiteren Mitglieder wurden von den Synoden der Kirchenkreise gewählt. Die Kirchenkreisräte bereiten die Entscheidungen der Kirchenkreissynoden vor, bringen Vorlagen ein und führen die Beschlüsse aus. Sie bringen den Haushalt ein und sind für die Durchführung verantwortlich. Sie beraten die Pröpstinnen und Pröpste, berufen die Pastorinnen und Pastoren in die Pfarrstellen der Kirchenkreise und führen die Aufsicht über die Kirchenkreisverwaltung.