Videomitschnitt Symposion „Sibrand Siegert"
Persönlichkeit der Kirchengeschichte Mecklenburgs im 20. Jahrhundert

Mit großem Interesse fand am 30. November 2024 das Symposion des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Mecklenburg und der Evangelischen Akademie der Nordkirche zum Thema „Sibrand Siegert als Persönlichkeit der Kirchengeschichte Mecklenburgs im 20. Jahrhundert" in Güstrow statt. Jetzt gibt es für Interessierte zum Sehen und Hören einen Videomitschnitt über die Veranstaltung mit allen Vorträgen, Gesprächsrunden etc. Das Video ist auf dem YouTube-Kanal Evangelische Akademie der Nordkirche online.
Hintergrund: Was haben unsere Väter und Großväter im Zweiten Weltkrieg gemacht? Wieviel wird in Familien geschwiegen, verschwiegen, gelogen? Die Mecklenburger Theologenfamilie Siegert erfuhr vor einiger Zeit von der Verstrickung ihres Pastoren-Großvaters in das Nazi-Regime. Und stieß selbst einen Aufarbeitungsprozess an. In diesem Zuge hatte der mecklenburgische Kirchenkreisrat im Juli 2024 beschlossen, dass das kirchliche Tagungshaus in Güstrow künftig nur den Namen „Haus der Kirche“ führen wird und der Namenszusatz „Sibrand Siegert“ entfällt.
„Wenn auch Pastor Siegerts konkrete Beteiligung an diesen Kriegsverbrechen unklar ist und er sich auch selbst dazu nie geäußert hat, belegen jedoch die herausgehobenen Funktionen, die er in den Lagern bekleidete, seine Mitverantwortung am Geschehen“, heißt es im Beschluss des Kirchenkreisrates und weiter: „Gewiss ist die individuelle Verstrickung von Pastor Siegert als stellvertretender Kommandeur zweier Kriegsgefangenenlager im Kontext der damaligen Lage und der vorherrschenden Anschauungen zu sehen. In der Gesamtwürdigung seiner Verdienste und der zeitgeschichtlichen Einordnung seiner Rolle im 2. Weltkrieg halten wir es aus heutiger Sicht jedoch nicht mehr für angebracht, seinen Namen weiterhin mit dem ,Haus der Kirche´ in Güstrow zu verbinden.“ Das wissenschaftlichen Symposium des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises und der Evangelischen Akademie der Nordkirche diente u.a. dazu, die Benennung und Umbenennung des Hauses einzuordnen und dies und für die interessierte Öffentlichkeit nachvollziehbar zu machen. So stand das Johanneswort 8,32 „Die Wahrheit wird euch frei machen“ über der Tagung. Dies bedeutet, einen klaren Blick auf die Geschichte aus der Perspektive der Opfer einzunehmen. Außerdem ging es um die Frage, welche Vorbilder heute noch tragen.
Übersicht des Videos
- 00:00:05 Begrüßung (Propst Marcus Antoniolo)
- 00:12:42 Einführung in den Tag
- 00:24:46 I. Kirche im Nationalsozialismus und im zweiten Weltkrieg
- 00:25:01 Vortrag: „Es reichte, ein guter Christ zu sein. Geistliche im Krieg gegen die Sowjetunion“ (Dr. Dagmar Pöpping)
- 00:45:38 Vortrag: Die Bekennende Kirche Mecklenburgs in der NS-Zeit (Dr. Hansjörg Buss)
- 01:19:14 Fragen aus dem Publikum
- 01:33:30 II. Sibrand Siegert als Pastor der Bekennenden Kirche, Wehrmachtsoffizier und Landessuperintendent in der Spannung zwischen öffentlichem Erinnern und Familiengedächtnis
- 01:36:53 Vortrag: Ergebnisse des Rechercheberichts zum Verhalten Sibrand Siegert im Zweiten Weltkrieg (Anne Drescher)
- 01:55:57 Vortrag: Zur Biografie Sibrand Siegerts – familiäre Narrative |D:1 (Dr. Karl-Matthias Siegert)
- 02:21:50 Fragen aus dem Publikum
- 02:51:14 Kurze Einblicke aus den Gesprächsgruppen
- 02:55:33 III. Erinnerungspolitische Perspektiven und aktuelle Herausforderungen
- 02:58:13 Input I: Intentionen bei Namensnennungen im öffentlichen Raum (Dr. Stephan Linck)
- 03:06:51 Input II (Prof. Dr. Dr. Rainer Hering)
- 03:20:25 Fragen aus dem Publikum
- 03:21:38 IV: Podium zu den erinnerungspolitischen Herausforderungen (Prof. Dr. Oliver Plessow, Sibrand Siegert, OKR Dr. Thomas Schaack) für Kirche und Gesellschaft
- 03:49:26 Fragen aus dem Publikum
- 03:53:56 Worte zum Abschluss des Symposiums