
Entwarnung für die Waldbrandregion um Lübtheen: Die Feuerwehr kümmert sich nun vor allem um die Waldbrandnachsorge. Gestern Abend fand eine Dankesveranstaltung für die Einsatzkräfte auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Lübtheen statt. Mecklenburg-Vorpommerns Forstminister Dr. Till Backhaus bedauert, dass er aufgrund der laufenden Landtagssitzungen nicht daran teilnehmen konnte, und richtet aus Schwerin seinen ausdrücklichen Dank an alle Einsatzkräfte und an Landrat Stefan Sternberg für das wiederholt sehr gute Krisenmanagement.
„Ich bin froh, dass die Einsatzkräfte das Brandgeschehen innerhalb weniger Tage unter Kontrolle gebracht haben. Bei meinen Besuchen vor Ort wurde deutlich: hier ist jede Menge Erfahrung und Know-How vorhanden. Auch die zahlreichen Investitionen und Maßnahmen des Landes, wie die Anlage von Löschwasserbrunnen sowie Wund-und Brandstreifen auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes haben dazu beigetragen, dass sich das Feuer nicht so massiv ausbreiten konnte wie 2019. Dennoch ist der Druck, die Anspannung und das Engagement der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer nicht zu unterschätzen. Ein Großteil ist im Ehrenamt für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes tätig. Mein Dank gilt daher auch den Familien der Einsatzkräfte, die dieses Engagement abfedern und damit erst ermöglichen. Die Waldbrandsaison hat gerade erst begonnen und wir werden in den vor uns liegenden Sommermonaten sicher noch weitere Brände erleben. Ich wünsche uns allen, dass die Schäden gering bleiben und keine Dörfer oder sogar Menschenleben in Gefahr geraten. Wir werden die Auswertung des Brandes in Lübtheen und der vielen weiteren kleineren Brände deshalb auch dazu nutzen, um zu schauen, was gut gelaufen ist und was noch besser werden kann. Außerdem wird es im Namen der Ministerpräsidentin zeitnah wieder eine Dankesveranstaltung für alle ‚Blaulichter‘ geben. Dort sehen wir uns spätestens wieder“, sagte Backhaus.

Mit vereinten Kräften und ein bisschen Wetterglück ist es gelungen, die aktuellen Waldbrände im Göldenitzer Moor im Landkreis Rostock sowie bei Lübtheen und Hagenow im Landkreis Ludwigslust Parchim zügig unter Kontrolle zu bringen und einzudämmen. Beim Dankesfest mit Grillen für die Einsatzkräfte bei Lübtheen nahm Innenminister Christian Pegel zum Anlass, seine Erleichterung und seinen Dank auszudrücken:
"Die Feuer haben uns über Tage in Atem gehalten. Ein schwer bekämpfbarer Moorbrand, dann der Truppenübungsplatz bei Hagenow und schließlich der munitionsbelastete Wald bei Lübtheen, der uns alle 2019 vor riesige Herausforderungen stellte. Umso glücklicher bin ich, dass wir der Flammen in diesem Jahr bisher so schnell und so gut Herr geworden sind. Das spricht für den Erfolg der Maßnahmen, die Land, Kommunen und Einsatzkräfte seit Lübtheen 2019 ergriffen haben", sagte Christian Pegel und zählte auf:
"Das sind eine Vielzahl von Neuanschaffungen wie die zwei Hochleistungspumpen, die in kurzer Zeit ein Vielfaches der sonst üblichen Wassermengen ins Feuer gießen können und die wir seit einem Jahr im Einsatz haben. Dazu zählen elf Speziallöschfahrzeuge für Waldbrände, die das Land im Rahmen des 50-Millionen-Programms ,Zukunftsfähige Feuerwehr' für die Landkreise und kreisfreien Städte angeschafft hat. Dazu zählen die Zusatzbeladungssätze für den Einsatz bei Waldbränden, die wir gerade erst an mehrere Feuerwehren übergeben hatten. All diese Technik hat uns geholfen, die Wald- und Moorbrände der zurückliegenden Tage so schnell in den Griff zu bekommen."
Christian Pegel sagt aber auch: "All' diese Technik nützt uns gar nichts ohne die tapferen Menschen, die sie bedienen. Die sich dafür ausbilden lassen und die dann mit ihrer Hilfe den mutigen Kampf gegen die Flammen aufnehmen. Alle unsere Einsatzkräfte, die haupt- oder ehrenamtlich für unsere Sicherheit sorgen. Das sind bei den Bränden zuallererst die Kameradinnen und Kameraden unserer Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren. Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren Einsatz - für den in den vergangenen Tagen genau wie für alle zuvor und für alle, die noch kommen werden."
Sein Dank gelte auch vielen weiteren Menschen, die zum Gelingen der Löscheinsätze beigetragen haben:
"Das sind unsere Polizisten, die Straßen sperren, deren Befahren zu gefährlich ist, die im Polizeihubschrauber Lagebeschreibungen aus der Luft liefern und per Infrarotkamera Glutnester ausfindig machen oder auch beim Evakuieren der von Flammen bedrohten Menschen helfen. Das sind aber auch all jene, die hinter den Kulissen und ebenfalls in vielen Überstunden den Einsatz steuern und koordinieren: Die Verwaltungen von Landkreisen und Kommunen, aber zum Beispiel auch die Mitarbeiter des Katastrophenschutzreferats im Innenministerium oder des Munitionsbergungsdienstes, des Katastrophenschutzes und des Brandschutzes im Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz. Ihnen allen gilt mein allergrößter Dank - und ganz sicher auch der Dank all' jener, deren Hab und Gut aufgrund Ihres Einsatzes nicht den Flammen zum Opfer gefallen ist."
Christian Pegel nahm die Veranstaltung auch zum Anlass, erneut für die ehrenamtliche Arbeit zum Beispiel in den Freiwilligen Feuerwehren zu werben:
"Ich bin leider sehr sicher, dass dies nicht die letzten Waldbrände bei uns im Land waren. Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen und Dürre gibt Anlass zur Sorge, dass Waldbrände uns in Zukunft häufiger heimsuchen könnten als wir es bisher gewohnt waren. Zugleich kämpfen wir in allen Bereichen mit Personalmangel aufgrund der demographischen Entwicklung in unserer Republik. Schon heute wären wir ohne die Hilfe derjenigen verloren, die sich in ihrer Freizeit in der Freiwilligen Feuerwehr engagieren."
Neue, hochmoderne Technik diene auch dazu, den Bedarf an Einsatzkräften zu verringern, indem sie deren Aufgaben übernimmt. "Dazu werden auch die neuen Polizeihubschrauber beitragen, die wir gemeinsam mit Niedersachsen ausgeschrieben haben und die dank montierbarer Wasserbehälter in der Lage sein werden, beim Löschen aus der Luft zu unterstützen. Technik kann den Menschen aber nicht vollständig ersetzen, jedenfalls nicht aus heutiger Sicht: Vollautomatisierte Feuerlöschroboter, die sich allein den Flammen entgegenstellen sind eine, wenn auch schöne, Utopie. Wir werden noch lange auf Menschen angewiesen sein, die die Zeit und den Mut für diese Aufgabe zu unserer aller Sicherheit aufbringen."
Hintergrund
Im September 2019 hatte das Land kurzfristig zwei geländefähige fabrikneue Löschfahrzeuge zur Waldbrandbekämpfung beschafft, mit denen die "Lehr- und Versuchseinheit Waldbrandschutz" aufgebaut wurde. (Aufgabe und Ziel dieser Einheit ist es unter anderem, neuere Taktiken und Vorgehensweisen bei Wald- und Vegetationsbränden auf munitionsbelasteten Flächen zu erproben). Ein Fahrzeug ist als Löschgruppe West am Feuerwehrstandort Lübbendorf im Landkreis Ludwigslust-Parchim stationiert. Das zweite Fahrzeug ist als Löschgruppe Ost für Einsätze in den östlichen Landesteilen am Feuerwehrstandort Jarmen im Landkreis Vorpommern-Greifswald stationiert worden. Die Fahrzeuge stehen den beiden Feuerwehren darüber hinaus auch für ihre Aufgaben im Rahmen der Sicherstellung des örtlichen Brandschutzes zur Verfügung.
Seit November vergangenen Jahres sind alle unteren Katastrophenschutzbehörden - also alle Landkreise und kreisfreien Städte mit den geländegängigen Feuerwehreinsatzfahrzeuge des Typs TLF 5000 (TLF-W Typ Brandenburg) ausgestattet.
Zugunsten der Gemeinden im Land stehen zwei zusätzliche Beschaffungsvorhaben im Fokus, die - erstmalig in Mecklenburg-Vorpommern - zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit in Form einer durch das Land organisierten Zentralbeschaffung durchgeführt werden. Im bereits gestarteten ersten Projektteil werden insbesondere für kleine Feuerwehren 265 Tragkraftspritzenfahrzeuge Wasser (TSF-W) beschafft, die noch bis zum Ende des Jahres ausgeliefert werden.
Im seit dem 9. August 2021 begonnenen zweiten Projektteil werden für Feuerwehren mit überörtlichen Aufgaben Tanklöschfahrzeuge (TLF 3000) und Löschgruppenfahrzeuge (LF 20) beschafft. Rund 10 Millionen Euro Fördermittel stehen für die Förderung dieser Fahrzeuge zur Verfügung, was bei einem Fördersatz von 70 bis 80 Prozent für etwa 38 Fahrzeuge ausreichen soll.
Alles Wissenswerte zur Beschaffung findet sich auf der Internetseite des Innenministeriums zum Programm "Zukunftsfähige Feuerwehr". Auch wenn diese Fahrzeuge nicht primär für den Waldbrandschutz angeschafft werden, so können sie doch im Falle eines Waldbrandes vor Ort unterstützend eingesetzt werden.