
Als Ranger im Müritz-Nationalpark kümmert sich Thomas Köhler um den Schutz von Tieren und Pflanzen und vermittelt die Naturschutzidee an andere Menschen, zum Beispiel bei der Arbeit mit den Junior-Rangern und bei Führungen. Um dieser Lehraufgabe noch besser gerecht werden zu können, hat er vor kurzem eine Weiterbildung zum „Staatlich zertifizierten Waldpädagogen“ absolviert. Von dieser profitiert er in seiner täglichen Arbeit sehr.
Die Natur ist Thomas Köhlers Wirkungsraum. Sie stellt dem 33-jährigen gelernten Forstwirt im Distrikt Müritz-Mitte innerhalb des Müritz-Nationalparks immer wieder neue Aufgaben. So überwacht er in dem Gebiet zwischen Blankenförde, wo die Station der Ranger liegt, Kratzeburg und Boek, wie viele Tiere und Pflanzen der verschiedenen Arten es gibt. „Dazu bauen wir zum Beispiel Wildkameras auf und ab und warten sie“, berichtet der Ranger. Besonderes Augenmerk richten seine Kolleginnen und Kollegen und er dabei auf Fledermäuse, Fischotter, Wölfe und Vögel. Zudem verfolgen sie, wie das Wild Bäume und Sträucher verbissen hat, dokumentieren Losungen, also Kot, sowie Fährten verschiedener Tiere und Wolfsrisse, wo es welche gibt. Im Winter untersuchen sie den Boden auf Schädlinge. Diese sogenannte „Winterbodensuche“ gehört zu den Maßnahmen des Forstschutzes. Die Ranger zählen die Besucher mit Zählanlagen und kümmern sich darum, dass die Nationalparkregeln eingehalten werden. „Das ist eine zeitintensive Aufgabe, die wir zu Fuß, mit dem Rad und per Kanu auf dem Wasser erledigen. Wir schauen dabei vor allem, dass niemand dort übernachtet oder ein Feuer anzündet, wo es verboten ist.“ Auch kleinere Reparaturen beispielsweise an Beobachtungshütten gehören zu Thomas Köhlers Tätigkeitsfeld – und natürlich alles, was damit zu tun hat, den Naturschutzgedanken anderen zu vermitteln: Führungen, Info-Stände und die Arbeit mit den Junior-Ranger-Gruppen. „Was diese Bildungsarbeit angeht, überlege ich nicht erst seit den reichlich zwei Jahren, die ich nun Ranger bin, wie ich meine Faszination für den Wald und die Natur insgesamt noch wirkungsvoller an andere Menschen weitergeben kann. Speziell bei meiner Tätigkeit mit den Junior-Rangern wollte ich fachlich und methodisch auf dem neuesten Stand sein“, begründet Thomas Köhler seine Entscheidung für die Weiterbildung zum „Staatlich zertifizierten Waldpädagogen“, die er im Spätsommer des letzten Jahres an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde absolviert hat.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Hannes Frisch widmete er sich dort Themenbereichen wir Erlebnispädagogik, forstlichen und ökologischen Grundlagen, Grundlagen der Pädagogik und Didaktik oder Erster Hilfe im Gelände. Neben dem theoretischen Wissen standen auch Praxisübungen im Jugendwaldheim Steinmühle hier in der Region auf dem Plan. „Am Ende wandten wir das Gelernte an, indem wir ein Konzept für eine Führung ausarbeiteten und diese mit einer Schulklasse durchführten“, erzählt der Ranger. Zum Thema „Rotbuche-Elefant des Waldes“ suchten Thomas Köhler und Hannes Frisch ein geeignetes Gebiet rund um Eberswalde aus und erkundeten es sorgfältig. Für die Prüfungsführung von knapp zwei Stunden bekamen sie eine dritte Klasse aus Eberswalde samt Lehrkraft zugewiesen, denen sie vor Ort das Wissenswerte zum Baum des Jahres nahebringen mussten. „Die Kinder haben wunderbar mitgespielt, so dass es eine gelungene Veranstaltung wurde“, sagt Thomas Köhler. Mit einer gewissen krisen- und bürokratiebedingten Verzögerung hielten die beiden dann am 11. November dieses Jahres endlich ihre Zertifikate in den Händen. Sie haben die Prüfung mit Auszeichnung geschafft.
Was Thomas Köhler gelernt hat, nützt ihm in seiner Arbeit nun sehr. Bei seinem Kollegen ist es ähnlich. „Besonders beim Umgang mit den Junior-Rangern, Jungen und Mädchen, die ich kindgerecht und praktisch an den Naturschutz heranführe, profitiere ich von der Weiterbildung.“ So verfügt er nun über verschiedene Variationen, um die Kinder beim ersten Treffen zu begrüßen und das Eis zu brechen. Auch Teambuilding-Spiele und der professionelle Umgang mit Störungen gehören jetzt zu seinem Repertoire. „Zum Beispiel kommt es ja ab und an vor, dass jemand zu einem speziellen Thema mehr weiß als ich – das trifft auch auf die Führungen zu. Ich verfüge nun über Techniken, diese Personen konstruktiv einzubinden“, berichtet Thomas Köhler. Seine guten Erfahrungen mit der Weiterbildung motivierten ihn dazu, gleich noch eine weitere dranzuhängen. Seit dem 17. Oktober besucht er gemeinsam mit einer Kollegin über zwölf Monate die berufsbegleitende Fortbildung zum „Geprüften Natur- und Landschaftspfleger“ - im Fall der Kollegin ist es natürlich die „Geprüfte Natur- und Landschaftspflegerin“ - an der Fachschule für Agrarwirtschaft Güstrow. Somit teilt Köhler seine Zeit jetzt zu gleichen Teilen zwischen der Rangerstation und der Fachschule auf. „Wir lernen an der Schule viel zu Naturschutzrecht, Naturschutzgeschichte, Ökologie, Öffentlichkeitsarbeit, Artenkunde und Biotopkartierung“, fasst er zusammen. Auch Themen wie verschiedene Typen von Lebensräumen, Schutzgebiete unterschiedlicher Art und Richtlinien für Naturschutz-Förderprogramme spielen im theoretischen Teil eine große Rolle. Der Lehrplan wird durch praktische Lernziele abgerundet – man eignet sich an, wie ein Biotop zu pflegen ist, wie man Gehölze verschneidet oder eine Infotafel so gestaltet und aufbaut, dass die entsprechenden Inhalte sinnvoll vermittelt werden. Am Ende erwirbt man nach mehreren Prüfungen ein Zertifikat.
Auch die Inhalte, die Thomas Köhler hier lernt, werden in seine Tätigkeit einfließen. Von der Idee des Nationalparks ist er nach wie vor fasziniert: „Man leistet es sich dabei, die Natur Natur sein zu lassen, ohne dass sie einen vordergründigen ökonomischen Nutzen hat - man zum Beispiel das Holz schlagen und verkaufen kann. Dennoch arbeiten viele Leute wie wir hier, die bezahlt werden müssen. Dass das alles einen Sinn ergibt, sollte man den Menschen vermitteln.“ Denn auch der Wald im Nationalpark, der gewissermaßen „unaufgeräumt“ wirke und gerade deshalb Raum für Artenvielfalt bilde, bringe Mehrwert und sei für Naturfreunde attraktiv. „Dieser ideelle und touristische Nutzen ist schlecht messbar, aber dennoch von unschätzbarem Wert“, betont Thomas Köhler.