
Mittlerweile ist das Ende des zweiten Weltkrieges 78 Jahre her. Doch noch immer sind die Altlasten präsent. Auch im Erholungsort Rechlin am südlichen Müritzufer. Hier wurden in den zurückliegenden Monaten vier alte Fliegerbomben gefunden. Der jüngste Fund unweit des Luftfahrttechnischen Museums Rechlin, eine 250-Kilgramm-Fliegerbombe, wurde gestern durch den Munitionsbergungsdienst Mirow entschärft.
Für die Einwohner und Gäste von Rechlin hieß das am Donnerstagmorgen erneut, die Häuser, Firmen und Geschäfte verlassen und sich außerhalb des einen Kilometer im Durchmesser großen Evakuierungsraumes aufhalten. Hierfür setzte die Einsatzleitung um Robert Mollitor vom Munitionsbergungsdienst eine Frist bis 9 Uhr. „Für die Rechliner Einwohner schon fast Routine“, so Rechlins Bürgermeister Wolf-Dieter Ringguth. Doch die Entschärfung der Weltkriegsbombe war diesmal etwas kniffliger. Der Kopfzünder war derart beschädigt, dass er nicht auf dem einfachen Weg demontiert werden konnte. Das Team des Munitionsbergungsdienstes war auf diese Situation aber vorbereitet und brachte ein Wasserschneidgerät zum Einsatz. Dieses wurde in der gesicherten Fundgrube samt Kamera an der Weltkriegsbombe in Stellung gebracht. Unterdes versammelten sich einige Rechliner in der Turnhalle der Regionale Schule am Neuen Markt, die als Notunterkunft eingerichtet wurde. Kameraden der Feuerwehr und des Sanitäts- und Rettungsdienstes halfen bedürftigen Menschen beim Verlassen der Häuser. Nur mit dem Nötigsten, Medikamente, Ausweispapiere und Telefon, hieß es die Häuser verlassen. „Die Fenster bitte mit der Kippfunktion geöffnet lassen“, so der Hinweis der Sicherheitsleute. So sollten im Falle einer Sprengung der Bombe entstehende Druckwellen ausgeglichen werden. Per Warn-App NINA schickte die Rettungsleitstelle kurz vor dem Entschärfungstermin eine letzte Warnung und weitere Informationen für die Region Rechlin und das Team des Munitionsbergungsdienstes meldete sich einsatzbereit. Aus sicherer Entfernung wurde schließlich das Wasserschneidgerät angesetzt und per Videoübertragung navigiert. „Das ist eine Premiere, denn bei der Entschärfung einer Bombe in Rechlin, kam dieses Wasserschneidgerät erstmalig zum Einsatz“, erklärten die Spezialisten, die sich routiniert Millimeter um Millimeter vorarbeiteten. Kurz vor 12 Uhr dann die erleichterte Meldung. „Beide Zünder sind erfolgreich aus der Fliegerbombe entnommen und die Bombe entschärft.“ Damit konnte auch die Evakuierung in Rechlin aufgehoben werden.
Die Weltkriegsbombe wurde bei Konversionsmaßnahmen im Bereich des ehemaligen Materialdepots der Bundeswehr in der Nähe des Luftfahrttechnischen Museums Rechlin gefunden. Neben den vier Fliegerbomben in Rechlin mussten zwei weitere am Müritzflugplatz Lärz in den vergangenen Monaten entschärft werden. Ob sich noch weitere Weltkriegsbomben in und Rechlin befinden, kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Allerdings kann der zunächst gesperrte Fahrradrundweg entlang der Müritz im Bereich Rechlin kurzfristig wieder freigegeben werden.