Tourismusverband und MVVG werben bei Warener Stadtvertreter für kostenfreie Buslinie

Waren (Müritz) kann sich eigentlich mit den Mobilitätsangeboten gesegnet fühlen, davon konnten sich gestern die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses überzeugen. Aber diese Mobilität lässt sich das mecklenburgische Heilbad auch einiges Kosten. „Aber gerade mit der touristischen Erweiterung „Müritz rundum“ haben sie eine Vorreiterrolle, auf die bereits viele andere Regionen neidvoll blicken“, klärte Christoph Gipp vom IGES Institut auf und machte auch deutlich, dass die Finanzierung eigentlich über die Kurabgabe gedeckelt wird.
„Ich selber bin mit der neuen Intercity-Linie der Deutschen Bahn aus Berlin nach Waren (Müritz) gekommen“, eröffnete Christoph Gipp seinen kleinen Exkurs in die Mobilitätsangebote in der Müritzregion. Der IC von Dresden nach Berlin und über Waren (Müritz) fährt alle zwei Stunden. Mit der Regionallinie RE 5 zwischen Rostock – Berlin und Elsterwerda ist Waren (Müritz) zusätzlich alle zwei Stunden erreichbar und wird somit im Stundentakt angefahren. Mit der Regionalbahn RB 15 ist Waren (Müritz) alle zwei Stunden mit der Inselstadt Malchow verbunden. Diese Strecken werden durch die Deutsche Bahn und durch das Land Mecklenburg-Vorpommern sowie durch den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte finanziert.
Für den Regionalverkehr in Waren (Müritz) kommt neben dem Stadtverkehr auch der dat Bus zum Einsatz. Dieser hochwertige Taktbus fährt im Regionalverkehr zwischen Neubrandenburg, Waren (Müritz) und Röbel/Müritz von Montag bis Freitag stündlich und am Wochenende alle zwei Stunden. Dieser Regionalverkehr bietet die Möglichkeit der Fahrradmitnahme in einem Fahrradanhänger und ist sowohl für Urlauber als auch für Berufspendler, für Besorgungen, in der Freizeit und für den Schülerverkehr interessant. Dat Bus wird durch den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte finanziert.
Innerhalb der Stadtgebiete von Waren (Müritz) sorgt der Stadtverkehr mit mehreren Linien für die Anbindung zwischen der Westsiedlung, Warenshof, dem Zentrum, dem Gewerbegebiet Ost, dem Papenberg, der Nordsiedlung, den Ecktannen, der Altstadt, Eldenburg, Kamerun oder der Steinmole.
„Müritz rundum ist eine Linie, die in anderen Kreisen und Ländern erst erfunden wird. Es ist nicht nur als Fernverkehr, sondern auch als Ergänzung des Stadtverkehrs zu sehen“, stieg Christoph Gipp in den Luxus der Müritzregion ein. Luxus, denn diese Buslinie wurde eingerichtet, um Touristen mit einer Kurkarte die kostenfreie Busfahrt in Waren (Müritz) über Klink, Röbel/Müritz, Rechlin und Boek durch den Müritz-Nationalpark wieder zurück nach Waren (Müritz) oder im Uhrzeigersinn um die Müritz mit dem Bus inklusive Fahrradanhänger zu fahren.
„Die MVVG macht ein Tick mehr, als vertraglich vereinbart und macht es damit aber attraktiv für die Nutzer“, versicherte Gipp. So gibt es durch Müritz rundum eine deutliche Verbesserung des ÖPNV und die Fahrradmitnahme hat sich deutlich verbessert. Zwar ist die direkte Fahrt mit dem Bus für den Touristen kostenfrei, aber er zahlt sie indirekt mit der Kurabgabe pro Übernachtung, auch wenn er sie nicht nutzen würde. „Es ist eine Solidaritätsrechnung, die mit knapp 40 Cent pro Übernachtung finanziert wird“, so Gipp. „Nicht nur der Landkreis, sondern auch die Stadt Waren (Müritz) hat seine Hausaufgaben gemacht und damit geht die Rechnung auf“, bescheinigte der Gutachter. Aber es gibt auch noch Verbesserungspotentiale, ist sich Christoph Gipp sicher.
So sind die Zahlen der Jedermann-Fahrgäste von 2018 zum vergangenen Jahr um knapp 8.400 gesunken. „Dafür stieg aber die touristische Nutzung auf über 31.000 Müritz rundum Fahrten“, machte das Gutachten deutlich. Macht in der Summe zwei Prozent weniger Fahrgäste, aber der touristische Zuwachs beträgt knapp 20 Prozent. „Die Gäste der Region leisten mit ihrer Kurabgabe einen unverzichtbaren Finanzierungsbeitrag für die Angebotsqualität zum Nutzen der Warener Einwohner“, erklärte Gipp, denn mehrere Linien nutzen das Müritz rundum Ticket. Seit 2018, mit der Einführung der Citylinie durch die Stadt Waren (Müritz) und der Umsetzung von Müritz rundum, fahren die Busse jährlich knapp 300.000 Kilometer laut Fahrplan. „Die kostenfreie Nutzung der Busangebote wertet die Gästekarte erheblich auf, hat einen Umweltnutzen, liefert den Gastgebern einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen und die Kommunen können höhere Meldezahlen verbuchen“, versicherte Christoph Gipp. Aber das muss auch die Stadt Waren (Müritz) indirekt gegen finanzieren. Als einer von sechs Partnern muss Waren (Müritz) aber 70 Prozent der Kosten über die Kurabgabe bezahlen.
„Das ist dem geschuldet, dass Waren (Müritz) eben der Hotspot der Müritzregion ist und die meisten Übernachtungen verzeichnet. Dafür gibt es aber auch ein enormes Marketing seitens der Deutsche Bahn, die die Region mit „Fahrziel Natur“ bewirbt“, machte Gipp deutlich. „Müritz rundum ist zwar nicht unsere Kernaufgabe, aber es ist mir ans Herz gewachsen. Ohne die Stadt Waren (Müritz) und ohne die Finanzierung als stärkste Partei kann es nicht funktionieren. Wir als Tourismusverband und auch die MVVG verdienen nichts an dem Projekt. Aber die Gastgeber profitieren und wir tun etwas gemeinsam für die Region“, hat auch Bert Balke, als Geschäftsführer des Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte für das Projekt Müritz rundum geworben.
Ab dem 15. Mai 2020 können Gäste aus MV mit einer Kurkarte das Ticket Müritz rundum bereits nutzen. Offizieller Start wird der 25. Mai 2020 gemeinsam mit der City Linie, die aber noch vom Verlauf optimiert wird, sein.