Kartenspiele sind in Norddeutschland seit Jahrhunderten ein Teil der regionalen Kulturlandschaft und werden noch heute akribisch gehegt und gepflegt. Gerne trifft man sich mit Freunden für eine Runde Skat oder Doppelkopf, um seine Freizeit in lockerer Geselligkeit zu verbringen. Auch die digitale Integration der deutschen Kartenspielkultur hat nichts an dieser Gewohnheit verändert.
Der Werdegang der Kartenspielkultur
Gemäß der historischen Nachweise startete das Kartenspielen in Europa im 14. Jahrhundert. Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelte sich Deutschland mit Frankreich zum Zentrum des europäischen Kartenspiels, obwohl mittelalterliche Städte und Ämter versuchten, das gesellige Treiben der Bevölkerung in Kneipen und Wirtshäusern durch Verbote zu unterbinden. Dabei entstanden regional unterschiedliche Kartendecks und zahlreiche Kartenspiele. In Deutschland setzte sich das Blatt mit den Farbzeichen “Eichel”, “Laub”, “Herz” und “Schellen” durch, während Spiele wie Karnöffel und Trümpfen langsam eine feste Spielgemeinde bildeten.
Einen neuen Schub erlebte die Kartenspielkultur im späten 19. Jahrhundert. Während der Glanzjahre des deutschen Badetourismus schossen in Kurgebieten Spielbanken wie Pilze aus dem Boden und entfalteten sich zu viel besuchten Spielstätten. Damit betraten auch neue Kartenspiele die Entertainment-Landschaft der Deutschen.
Im Verlauf der 1990er Jahre erfolgte Schritt für Schritt die Digitalisierung der Kartenspiele. Wer ein Computer und eine Internetverbindung besaß, konnte nun über wenige Klicks die Klassiker im Netz spielen. Dabei zockten die Spieler entweder gegen den Computer oder suchten sich Gegenspieler aus der globalen Gaming-Szene. Heute wird die deutsche Kartenspielkultur weiterhin sowohl auf digitalen Plattformen als auch an realen Spieltischen gehegt und gepflegt. Auch im Norden des Landes ist die traditionelle Spielkultur nicht in Vergessenheit geraten.
Traditionsspiele in Norddeutschland
Skat ist das Lieblingsspiel der deutschen Bevölkerung, somit auch der Norddeutschen. Die heutige Form des Skats wurde im 19. Jahrhundert in Altenberg entwickelt und eroberte über Studentenvereine bald den ganzen deutschsprachigen Raum. Heutzutage wird er nicht nur in privaten Runden gespielt, sondern auch als Denksport kultiviert. Fans organisieren sich in Verbänden und Vereinen und unterhalten unterschiedliche Turnierveranstaltungen, samt einer Bundesliga. Weiterhin ist das Kartenspiel stark vernetzt. Spezialisierte Server und Apps machen Skat in der ganzen Welt bekannt.
Auch Poker ist mittlerweile ein fester Bestandteil der deutschen Spiellandschaft. Der Sieg von Chris Moneymaker bei der Weltmeisterschaft 2003 nach einer Online-Qualifikation löste in vielen Ländern, inklusive Deutschland, einen Pokerboom aus und verstärkte das Interesse am amerikanischen Kartenspiel. Vor allem Texas Hold’em, eine Variante des High Card Pokers, erfreut sich seitdem an privaten Spieltischen, Online-Plattformen sowie landbasierten Casinos großer Beliebtheit. In Deutschland gehört Poker traditionell zur Angebotspalette der Spielbanken, die eine Live-Alternative zum digitalen Spiel anbieten. Bekannte norddeutsche Etablissements mit Pokertischen sind unter anderem das Casino Kiel, das Casino Flensburg und die Spielbank Osnabrück.
Besonders beliebt in Norddeutschland ist der Doppelkopf. Zwar ist die genaue Entstehung des Spiels unbekannt, aber hinsichtlich der Ähnlichkeiten wird vermutet, dass er eine ähnliche Herkunft wie Skat hat. Auch der Doppelkopf hat sich in die digitale Welt integriert. Dennoch hat sich bis heute eine Vereinheitlichung der Spielregeln nicht durchgesetzt. Ein grober Spielverlauf existiert. In Zweierteams spielen vier Personen um die höchste Punktzahl im Rahmen eines Stichspiels. Restliche Regeln können tatsächlich von Region zur Region stark variieren.
Schließlich ist Scharwenzel, das lokale Spiel der wunderschönen Ostseeinsel Fehmarn, eine echte norddeutsche Perle. Seine genaue Herkunft ist nicht bekannt. Doch aufgrund der Ähnlichkeiten mit Skat und Doppelkopf wird vermutet, dass sie alle des gleichen Ursprungs sind. Hier haben wir wieder ein Stichspiel, das in Zweierteams gespielt wird. Diesmal werden die gewonnenen Stiche und taktische Manöver mit Punkten und Fäden belohnt. Ansonsten unterscheiden sich die detaillierten Regeln wieder von Ort zu Ort. Bedauerlicherweise ist Scharwenzel vom Aussterben bedroht, da es jenseits von Fehmarn kaum gespielt wird und die digitale Integration bisher nicht möglich war.
Die deutsche Kartenspielkultur, die seit dem 14. Jahrhundert zahlreiche Umwandlungen erlebt hat, ist noch heute ein fester Bestandteil der lokalen Freizeitlandschaften. Die Kartenspiele werden nicht nur in geselligen Runden kultiviert, sondern haben auch größtenteils den Sprung in die digitale Welt geschafft. In Norddeutschland prägen Skat, Poker und Doppelkopf die heutige Kartenspielkultur der Region. Scharwenzel ist hingegen vom Aussterben bedroht. Seine Digitalisierung könnte jedoch das Interesse der Menschen wiedererwecken und eine Verbreitung über die Grenzen Fehmarns ermöglichen.