Immer wieder geraten Menschen in die Schuldenfalle, weil sie online Haus und Hof verspielen. Klare Regeln beim Spielerschutz können diese Menschen schützen. Casino-Betreiber sollten auch in der Pflicht stehen, Problemspieler anzusprechen und Hilfe zu leisten. Entziehen sich die Seiten-Betreiber der Verantwortung, sollten sie zur Kasse gebeten werden.
Rekordstrafen für Verstöße gegen den Spielerschutz
Im August 2022 wurde Entain plc – seines Zeichens Betreiber der Wettbörsen Ladbrokes und Coral – von der UKGC zu einer Geldstrafe von 17 Millionen Pfund verdonnert. Der Vorwurf: Entain soll spielsüchtige Nutzer im Stich gelassen haben. Berichten zufolge soll ein Nutzer im Laufe von 18 Monaten mehr als 230.000 Pfund verspielt haben – zwischen dem Nutzer und Entain gab es wohl nur einen einzigen Chat-Austausch. Einem anderen Spieler gelang es, in nur 14 Monaten 742.000 Pfund einzuzahlen – ohne dass Entain je die finanziellen Mittel des Nutzers ausgelotet hätte. Aus Sicht der UK Gambling Commission waren diese – und andere Vorfälle – untragbar.
Es ist nicht das erste Mal, dass die britische Glücksspielbehörde so rigoros mit Casino-Betreibern verfährt. Im März 2022 musste 888 bereits zum zweiten Mal eine Millionenstrafe begleichen – nachdem man 2017 bereits 7,8 Millionen Pfund berappen musste. In beiden Fällen sind diesen Strafen Verstöße gegen das verantwortungsvolle Spielen vorausgegangen.
Um Glücksspiel im Internet für alle Beteiligten sicher und unterhaltsam zu gestalten, müssen die Spieler geschützt werden. Vor sich selbst, und vor vermeintlich seriösen, unlauteren Angeboten. Gleichzeitig muss ein Spagat vollbracht werden. Denn das Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit greift auch hier. Allzu strenge Regeln haben eine niedrige Kanalisierungsrate zur Folge, sprich die Spieler wenden sich vermehrt illegalen Spielstätten zu.
Limits auf Einzahlungen, Verluste und Einsätze
Vertrauenswürdige Online Casinos implementieren eine Reihe von Limits auf die Höhe der Wetten und Verluste, oder auf die Länge der Spielzeit. Darüber hinaus lässt sich das Konto für einen Tag oder einen längeren Zeitraum einfrieren, oder dauerhaft sperren. Je eifriger der Casino-Betreiber beim Spielerschutz, desto leichter ist es, diese Limits zu justieren.
Manche Regulierungsbehörden haben strengere Regeln als andere. Curaçao eGaming gibt sich beispielsweise mit dem Selbstausschluss zufrieden – alle übrigen Limits sind optional. Als kompromisslos erweisen sich staatliche Konzessionen. Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag setzt ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro fest; in der Schweiz greift ein Limit von 1.000 Franken, solange ein Konto nicht verifiziert ist.
Attraktive, legale Angebote
Ziel sollte es von staatlicher Seite sein, möglichst attraktive Angebote zu schaffen. Dass illegale Online Spielbanken Zulauf erfahren, hat nur bedingt mit Risikofreude oder Unwissenheit zu tun. Nicht erlaubten Casino-Seiten fällt es oft leichter, für sich zu werben, weil sie weniger Regeln zu befolgen haben. Die beschlossene Glücksspiel-Steuer in Höhe von 5,3 % hat zur Abkehr mehrerer Poker-Anbieter vom deutschen Markt geführt. Übrig geblieben sind einige wenige legale Poker-Plattformen. Von einem gesunden Wettbewerb kann da kaum die Rede sein.
Steuer auf Online Glücksspiel läuft Spielerschutz zuwider
Was beinahe schwerer wiegt als die strengen Regeln und den Spielerschutz aufweicht, ist die beschlossene Steuer auf Glücksspiele in Höhe von 5,3 %. Automatenspiele mit einem RTP von 96 % sind so finanziell nicht tragbar – der Betreiber müsste draufzahlen. Wird die Auszahlungsquote auf 91 % abgesenkt, um der Steuer Rechnung zu tragen, kommt dies aber den Spieler teuer zu stehen. Gewinne kommen selten zustande, die nächste Einzahlung rückt näher, das Einzahlungslimit wird schneller ausgereizt. Mit einem Wunsch nach mehr Spielerschutz ist dies nicht zu vereinbaren. Expertenseiten untersuchen die Auszahlungsrate der einzelnen Casinos und geben so hilfreiche Tipps. Doch die getroffenen Regelungen laufen dem Spielerschutz zuwider.
Betroffenen einen Weg aus der Spielsucht weisen
Casinos online sollten Spielsüchtigen den Weg zu Anlaufstellen weisen und sie aktiv unterstützen. Die Casino-Seiten haben Mittel und Wege, Problemspieler aufzuspüren. Sensibilisierte Kundendienst-Mitarbeiter sollten gezielt auf diese Problemspieler zugehen. Ist bekannt, dass ein Nutzer nicht über die nötigen Geldmittel verfügt, sollte das Casino eine Sperre anordnen können.
Auf einer leicht einsehbaren Unterseite sollte über die Gefahren von Spielsucht informiert werden. Mit einem Fragebogen können Betroffene und Verwandte ermitteln, ob eine Problematik vorliegt. Bei häufigen Einzahlungen in Folge könnte im Kassenbereich ein Hinweisfenster erscheinen, das auf ruhige Weise das Spielverhalten infrage stellt.
Der deutsche Weg: Verpflichtende Limits und Sperrdateien
Infolge der Überarbeitung des Glücksspielstaatsvertrags hat der Gesetzgeber 2021 den Spielerschutz erheblich gestärkt. So gilt ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro, das unabhängig von den Einkommensverhältnissen monatlich festgesetzt wird. Dieses Limit greift für alle Casinos mit deutscher Lizenz. Mit einer Limitdatei wird beim Einzahlen geprüft, ob die Einzahlung akzeptiert oder verwehrt wird. Des Weiteren müssen zwischen zwei Drehungen – wie in Spielhallen – fünf Sekunden liegen. Der Höchsteinsatz ist bereits mit 1 Euro ausgeschöpft. Blackjack, Roulette und Baccarat sowie Jackpot Slots und Live Dealer Spiele sind in Online Spielotheken verboten.
Experten hatten vor Beschluss des neuen Gesetzes gewarnt, dass eine niedrige Kanalisierungsrate den vermeintlich gestärkten Spielerschutz zunichtemachen könnte. Der Gesetzgeber ging bei der Novellierung übereifrig vor. Vor allem der Wegfall beliebter Casino Spiele sorgt bei den Spielern für Unmut. Auch mutet das Einzahlungslimit merkwürdig an. Für manche ist es zu hoch, andere wollen und könnten mehr einzahlen, dürfen aber nicht.
Verbot von Blackjack und Live Casinos drängt Spieler in die Illegalität
Dass Bankhalterspiele unter der neuen Glücksspielregulierung wegfallen, ist nicht nachvollziehbar. Blackjack etwa hat einen auffällig niedrigen Hausvorteil und eine strategische Komponente. Und – was noch wichtiger ist – Blackjack, Roulette und Live Casinos sind überaus beliebt. Indem man diese Spiele unter einer deutschen Lizenzierung verbietet, treibt man die Spieler mit Bravour zur Anmeldung auf Seiten ohne Konzession.
Spielerschutz nach Schweizer Vorbild
Die Schweiz zeigt, wie man Spieler schützen kann, ohne das Ziel einer hohen Kanalisierungsrate aus den Augen zu verlieren. Unter dem 2019 gefassten Geldspielgesetz sind Tischspiele erlaubt. Gleiches gilt für das Live Casino. Einzahlungslimits werden nur für neue, noch nicht verifizierte Konten festgesetzt. Steuern werden erst ab Gewinnen von 1 Million Franken fällig.